Tour 2/2010
19. - 21.02.2010
Der Ines Papert von Cottbus
Normalerweise sollen die Titel meiner Tourenberichte schon einen Hinweis auf den zu erwartenden Inhalt geben oder aber einen kleinen humorvollen Seitenhieb setzen. Oft habe ich spontan auch eine Idee.
Wie nun aber überschreibe ich die Tage vom 19. bis 21.02.2010, die Tage unserer zweiten Sachsenkletterfahrt 2010? „Weil's so schön war, gleich noch einmal"?
Ja, das wäre was. Denn nachdem Dirk Fechner vor zwei Wochen seinen Einstieg in die Welt des scharfen Eiskletterns erlebt und genossen hatte, war es dieser Tage, diesmal mit Carmen Simmank an Bord, erneut in das vereiste Elbsandsteingebirge gegangen.
Er hatte Blut geleckt und sprühte vor Ehrgeiz, sich an gefrorenem Wasser hoch zu hacken.
Aber gerade wegen Carmen wäre zum Beispiel der Titel
„Ladypower im steilen Eis"
ein guter Einstieg in den Bericht. Denn wenn auch mit falschem Schuhwerk und völlig ungeeigneten Steigeisen ausgerüstet, hat sie am Samstag zunächst an den leichteren Eisfällen, später in den senkrechten Eisflanken des vorderen Bielatals, ihr Eiskletterdebüt eiskalt und mit Bravour gemeistert.
Klar hätte ich den Bericht deswegen auch mit
„Eiskalte Frau"
überschreiben können, aber dann hätte der eine oder andere Leser meiner Berichte gedacht: jetzt verbindet der schon wieder tiefprivat mit Bergsport! Und das will ich doch nicht ;)
Auch wenn Carmens Leistung sehr beachtlich war, trifft dies die Zusammenfassung des Wochenendes nicht ganz. Denn sie musste uns am Sonntag anderer Verpflichtungen wegen verlassen, eben in dem Moment, als dem Wochenende erst die Krone aufgesetzt worden ist.
Fechi und mich zog es nämlich an die Eisfälle nach Hohnstein. Vor zwei Wochen waren wir hier wegen Überfüllung einfach vorbei gegangen. Diesmal aber waren wir erstaunlicherweise mit zwei Eiskletterern, Bernd und Frank, die sich erstmals an steile eisige Flanken wagten, völlig allein.
Der riesengroße Spielplatz, der über geschätzte 40m breite Eisfälle von leicht bis schwierig bietet und teilweise Längen bis 35m aufweist, war unser.
Den leichten Bereich haben wir gleich weggelassen, davon hatten wir im Bielatal genug gehabt. Es ging mehrfach zunächst an einen etwas schwereren, dann an einen ziemlich schweren Eisfall - und es machte einfach nur Spaß. Die Beherrschung der Ausrüstung einerseits und der Technik des Eiskletterns andererseits wurden immer besser, es war ein Genuss.
Dann aber wollte Fechi dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufsetzen: am schwersten der Eisfälle hing ein ca. 4m langer, etwa 50 cm über dem Boden endender Zapfen. Leute, das hättet ihr miterleben müssen! Der Verrückte hat, natürlich mit Seil von oben, das Ding umarmt, vorsichtig die Eisgeräte eingehakt und ist dann mit den Steigeisen rechts und links am tropfenden Zäpfchen hoch geschubbert. Stangenklettern am Eiszapfen! Hätte ich nicht Sekunde um Sekunde damit gerechnet, das Fechi jeden Moment mit dem ganzen Gebilde zu Boden kracht, hätte ich die Sicherung losgelassen, den Fotoapparat genommen und diese Aktion festgehalten.
Hätte ich man. Denn schon bald saß das erste Eisgeräte im massiven Eis oberhalb des freihängenden Gebildes und wenig später war der ganze Kerl schweißtriefend und nach Luft japsend im sicheren Bereich des Eisfalls. Eine tolle Aktion. Und deswegen kann dieser Beitrag nur heißen:
„Der Ines Papert von Cottbus" *)
Schade eigentlich, dass diese Saison sich nun dem Ende nähert, schön, dass es auch einen nächsten Winter geben wird.
*) Wenn du mit „Ines Papert" nichts anfangen kannst, dann informiere dich hier: www.ines-papert.de