Tour 3/2010
24.04.2010
Einfach nur genüsslich Anklettern!
Mit Thomas Kobbe in den Tisáer Wänden
Seit knapp 12 Wochen ist Thomas Kobbe Papa. Kein Wunder also, dass bei ihm vorerst wenig Platz für andere Freizeitaktivitäten ist.
Deswegen war sein Anruf, wie es denn mit einer Klettertour aussähe, erfreulich überraschend. Auf meine Frage, welches Zielgebiet er denn ansteuern möchte, war seine Antwort: „Egal, einfach nur genüsslich Anklettern!".
Recht schnell hatten wir uns dann aber auf ein bis dahin ungewöhnliches Ziel geeinigt, ein ganz neues und damit spannendes: die Tyssaer Wände (nur eine der möglichen Schreibweisen) in der Böhmischen Schweiz.
Schon oft hatte ich von dieser beeindruckenden Felsenwelt gehört, noch nie aber waren wir dort gewesen. Jetzt, wo wir einmal da waren, bleibt die Frage: Wieso eigentlich nicht?!
Jedenfalls fuhren wir, an Bord auch Christiane, die einfach nur den Frühling genießen und zudem den wichtigen „Rucksack-Wauwau" spielen wollte, in den frühen Morgenstunden des 24.04.2010 ins Böhmische.
Nachdem wir Thomas zunächst an zwei Punkten kurz in das Geocaching eingeführt hatten — vermutlich ist nun der nächste Kandidat, Nickname Tomcat, für dieses Hobby gewonnen -, rollten wir schließlich in Tisá ein — und hielten die Luft an!
Die Kulisse des kleinen böhmischern Ortes mit den mächtigen Felswänden war beeindruckend. Als wir wenig später, in maximal fünf Minuten ist man vom Parkplatz kommend mitten in einer Wunderwelt aus Stein angelangt, zwischen den Felsen standen, hat es uns den Atem noch mehr verschlagen.
Sicherlich hat jeder Teil des Elbsandsteingebirges seine Schönheiten, diese Steigerung hatte ich aber so nicht erwartet.
Lange Rede, kurzer Sinn: wir haben den Tag genutzt, um dort so richtig anzuklettern und den ersten Schwung für die neue Saison zu nehmen. Auswahl gibt es dort ja reichlich — wenn man denn in der Lage ist, sie zu überschauen.
Denn ausgerüstet war ich mit dem Kletterführer „Böhmische Schweiz" aus dem Sportverlag der DDR, Ausgabe 1979. Immerhin hat der es in Tisá auf 79 Gipfel gebracht. Aktuelle Führer hatten wir weder hier in Cottbus noch dort vor Ort bekommen.
Augenscheinlich kletterten die Leute aber an deutlich mehr Felsen, als es meine alten vergilbten Skizzen hergaben. Das war uns dann doch ein Rätsel!
Trotz dieser verwirrenden Erkenntnis war zwischen all den Felstürmen bald einer gefunden, den wir anhand der Beschreibung zu erkennen glaubten — Volltreffer! Wir saßen auf dem Zwilling, Elbsandstein-Berg-heil 2010, diesmal in Böhmen!
Es ging dann noch auf weitere Türme; immer im herrlich griffigen warmen Sandstein. Das Finale bildete der Alte Weg, eine Bilderbuch-III, auf die „Froschkrone". Schlappe 25m Kletterweg, in meinem Kletterführer als untergeordneter Gipfel gekennzeichnet. Na ja, bei den gewaltigen Nachbarn, die eigentlich gar keine Klettergipfel sind ...
Genüsslich schlürften wir in der warmen Sonne des späten Nachmittags unser Bier auf der Terrasse einer offensichtlichen Bergsteigerschenke und konnten nur resümieren: dieser Tag war einfach nur genüssliches Anklettern!
Wieder daheim brachte eine kurze Internetrecherche dann die schon vermutete Auflösung des „Rätsels": moderne Kletterführer weisen für dieses Gebiet über 300 Kletterziele auf! Nun, und da wir die mangels Wissens nicht alle geschafft haben, müssen wir da eben noch einmal hin, ganz sicher! Dann aber mit schon georderter aktueller Literatur!