Boak Boak Boak Boak Boak Boak!
24 Stunden im Kreisverkehr
Kurz vor dem Startschuss erklärt der Rennleiter, dass ein Teilnehmer heute Geburtstag habe und ihm deswegen gemeinsam ein Ständchen gebracht werden solle, aber so, wie es zu dieser Veranstaltung passe! Ein Lachen geht durch die Runde, dann aber singen alle, auch wir, „Boak Boak Boak Boak Boak Boak …“. (Bitte betonen, so auch im Titel dieses Beitrages, wie „Happy Birthday to You“)
Dann fällt der Startschuss und die Rennuhr springt von 24:00:00 Stunden auf 23:59:59. Wir sind unterwegs - beim 3. Mad Chicken Run in Cottbus-Hänchen.
Peter Buschack, neben uns mit dem Leichhardt-Trail-Ultralauf ein zweiter Ausrichter von regionalen Ultraläufen, wird es mir nicht übelnehmen, dass ich, als ich das erste Mal vom „Mad Chicken Run“ gehört hatte, etwas ungläubig den Kopf geschüttelt habe. Wir seien alles verrückte Hühner, sollten „boak“ statt „war“ machen, dazu die Grafiken auf der Webseite …
Andererseits: gibt es nicht auch andere verrückte Ideen im Ultrabereich? Ich denke an den MIAU (München-Innsbruck-Alpin-Ultralauf) oder an den schon selbst gelaufenen KILL (Kein Idyllischer Landschaftslauf). Verrückte Namen, tolle Idee, großartige Veranstaltungen, und ich nehme es vorweg, das ist Peter hier ihm Gesamtpaket ebenso hervorragend gelungen!
Das Streckenangebot ist für Läufer und Mannschaften derart groß, dass ich es hier nicht aufzählen möchte, besuche dazu bitte die Webseite der Veranstaltung, denn für uns ist wichtig:
Wir waren „24 h Solo auf einer entspannten 2 km Runde mit je 15 hm“ unterwegs.
Wir, das sind neben zahlreichen anderen Startern, Mirko Löbel und ich.
Natürlich soll hier kein detaillierter Laufbericht abgeliefert werden, 24 Stunden sind einfach zu lang. Die Bilder sollen unsere Geschichte erzählen, vorab nur so viel:
Eine Laufstrecke von 60 km ist lt. Ausschreibung die Mindestdistanz, um in die Wertung zu kommen. Das sollte, Gesundheit vorausgesetzt, kein Problem für uns sein. 100 km wären gut, 120 km optimal, alles, was darüber, insbesondere über 130 km liegt große Klasse. Auf jeden Fall wollten wir versuchen, die 24 Stunden im Rennen zu bleiben, immerhin sind wir das gemeinsam schon vom rennsteig-nonstop gewohnt!
Also, dann mal los, auf in den Kreisverkehr!
Während wir weiter unserer Runden drehen, soll der Vollständigkeit halber erwähnt werden, dass es zwei 24-Stunde-Läufe gibt, unseren und, für alle die es härter mögen, eine Cross-Variante auf einer gesonderten Strecke, nämlich dem Parcours der Motocross-Strecke des MC Hänchen. Da ging es dann richtig zur Sache, hier Bildbeispiele:
Aber nun wieder auf unsere „entspannte 2 km – Runde“, wir bleiben gut im Rennen und erreichen bei Einbruch der Dunkelheit km 66 und haben damit das Limit in der Tasche, dann aber kam die Nacht. Regen, Wind, Kälte, eine nicht einfache Nummer!
Bildunterschriften gelesen? Dann weißt Du bis hierher Bescheid. Aber ab jetzt ging es bei mir zunehmend bergab. Während Mirko langsam aber konstant mit entsprechenden kurzen Pausen weiterlief, musste ich nach 18 Stunden und 104 km der zunehmenden Müdigkeit Tribut zollen. Sekundenschlaf bei derartigen Läufen ist bekannt, heute aber bin ich regelrecht laufend eingeschlafen, das Risiko zu stürzen war zu groß geworden.
Also ab ins Zelt, das Rennen ist aus – selbst der feuchte Schlafsack, das Prasseln des Regens auf dem Zelt waren jetzt besser als alles andere.
Meine Augen öffneten wieder, als der Betreuer einer Läuferin, die ihr Lager neben uns hatte, vor Kälte in sein Auto geflüchtet und sich wärmend den offensichtlich aus einem Traktor geborgten Dieselmotor rattern ließ.
Es dämmerte, der heftige Regen hatte nachgelassen, Almuth war gerade mit frischem warmen Tee eingetroffen ... gestärkt, warm angezogen, ich war wieder fit – und im Rennen, in diesem verrückten Lauf, den Mirko nicht unterbrochen und nun 14 km Vorsprung hatte.
Mirko kämpfe konstant weiter, wollte den Tripple-Marathon schaffen, regenerierte hin und wieder im Minutenschlaf, ich versuchte, nun doch noch auf 120 km zu kommen – und hätte 122 schaffen können. Aber nein, nach 23:30 Stunden hatte ich mein Rennen angehalten, 120 km waren erhofft und drin. (Lt. meiner eigenen Aufzeichnung mit Garmin Forerunner 245: 123 km, tatsächlich ist die Runde geringfügig länger als 2 km)
Mirko lief noch eine weitere Runde und kam auf satte 136 km, also den Tripple-Marathon und eine „lockere 10 er“ drauf - WAHNSINN!
Glücklich lagen wir uns in den Armen, was für ein großartiges Laufabenteuer, was für ein großer Spaß trotz des miesen Wetters, aller Beschwerden und Anstrengungen!
Mirko wurde 10., ich 16. von 72 Finisher! Schön, mal wieder nicht zu den Letzten eines Läuferfeldes zu gehören, auch wir „alten Eisen“ können also noch richtig „mitmischen“.
Danke
an Almuth und Sabine für die Rund-um-die-Uhr-Betreuung, vor allem das regelmäßige Festhalten, Reparieren und Fixieren unseres Pavillons und die helfenden Hände bei der Beherrschung unseres Equipments.
Besonderer Dank aber auch an Peter Buschack und seinem Team für diese wirklich wunderschöne verrückte Idee, da bleibt nur eines von ganzem Herzen zu sagen:
Booaaaaaak!
Was hier folgt, bitte als Scherz verstehen, ich finde das Bild einfach nur witzig!
Der Track meines Laufes
Distanz: Kilometer Höhe (min): Meter Höhe (max): Meter