2. Schweriner Seentrail 2018
61 km um den viergrößten deutschen Binnensee
Endlich das Ziel, denke ich, biege am Schweriner Pfaffenteich links zum Zielbogen ab – da sitzt mitten in der Zieleinlauflinie ein ausgewachsener Schwan in aller Seelenruhe auf dem Pflaster und guckt mich an! Ich zögere kurz, laufe aber mit gehörigem Respekt an diesem gefühlt riesengroßen Vogel vorbei. Dann bin ich im Ziel, Letzter zwar, aber angekommen!
Daran war neun Stunden früher ehrlich gesagt nicht so wirklich zu glauben. Eine Zerrung hatte mich einige Wochen vorher außer Gefecht gesetzt, meine Ungeduld immer wieder zu Rückschlägen geführt.
Nach ein paar dann doch trainingslosen Wochen schien die Verletzung aber ausgeheilt zu sein – es gibt nichts Gutes, außer man tut es - mal sehen, was geht, dachte ich! Im Zweifel kommt eben ein frühes Aus!
Entsprechend vorsichtig habe ich die Seeumrundung begonnen und war gleich nach dem Start vor der beeindruckenden Kulisse des Schweriner Schlosses ganz am Ende des Feldes.
Ununterbrochen in mich hinein hörend, bei jedem Zipperlein sofort einen Schritt rausnehmend, war ich nach 70 min am VP 1 bei km 10 und damit mehr als zufrieden. Die Wade schien zu halten.
Was ich nicht geahnt hatte: die Härteprobe kam genau jetzt! Denn auf den nächsten Kilometern wurde klar, warum das Wörtchen „Trail“ im Veranstaltungsnamen steckt! Nachdem es zunächst wunderschön auf einem schmalen Pfad am Ufer des Sees entlang gegangen war, wurde es immer sumpfiger, weglos, umgestürzte Bäume versperrten einem den Weg. An Joggen war kaum zu denken, trotz aller Vorsicht war ein Schuh schon bald voller Wasser.
Eine traumhaft schöne Trailpassage, die es ähnlich zwischen km 43 und 48 bei Schloss Wiligrad und nach etwa 50 km hinter Lübsdorf nochmals gab.
Die Strecke um den See ist aber nicht nur an den Trailabschnitten sondern insgesamt einfach nur schön. Fast immer läuft man unmittelbar am Wasser entlang, schmale Pfade wechseln mit Wald- und Wirtschaftswegen ab, Asphaltabschnitte halten sich in Grenzen. Das alles in einer wunderschönen Landschaft, an diesem Tag dann auch noch mit überraschend warmer Frühlingssonne und das im Kontrast mit dem teils noch zugefrorenen See.
Nach der saftigen Trailpassage war klar: wenn die Wade hier gehalten hatte, hält sie den Rest auch!
Genau so war es!
Was aber nicht hielt, war mein Lauftempo! Immer wieder und zunehmender musste ich Gehpassagen einlegen. Den Plan, mit 8 km/h durchzulaufen, musste ich schon nach etwa 25 km aufgeben. Das Trainingsdefizit wurde nun deutlich spürbar und ab VP 2, hier hatten sich die 33-km-Runde und die 61-km-Runde getrennt, war ich allein unterwegs.
Naja, nicht ganz: an den Verpflegungspunkten wartete nicht nur wie stets rührend besorgt Almuth, diesmal zudem in Begleitung von Diana, der Frau eines Lauffreundes, sondern immer eine Truppe netter und fröhlicher Helfer.
Und ab km 36, VP 3, war Frank Leonhardt als Schlussfahrer mit dem Rad bei mir.
Und wieder ist zu sagen: “naja, nicht ganz“: im Modder und zwischen den umgestürzten Bäumen nach km 48 hat er aufgeben und einen anderen Weg nehmen müssen.
Etwa 5 km vor dem Ziel aber stand er plötzlich mitten auf einer Wiese, bloß gut, hier hatte ich etwas die Orientierung verloren, und gemeinsam ging es bei netten Gesprächen in Richtung Ziel.
Kurz vor Zielschluss, nach 8 Std 56 min, war es endlich vollbracht. Neben dem Schwan waren natürlich Almuth und, da habe ich mich echt erfreut, Oliver, Stephan und Diana, die vor der weiten Heimreise extra auf mich gewartet hatten, neben dem Veranstalter als Empfangskomitee da.
Auch wenn ich gern deutlich schneller gewesen wäre - ich war und bin zufrieden. Nach der Zwangspause bin ich wieder laufend unterwegs, auch wenn ich wohl den begehrten JUNUT absagen muss - für diese Schrumme bin ich gegenwärtig einfach nicht gut genug drauf.
Als ich später zum Schwan zurücksehe, ist er nicht mehr da. Er hatte sich in die Schar seiner Artgenossen eingereiht und versucht, Futter der Teichbesucher zu erhaschen. Hier gab es ja auch nichts mehr zu sehen!
Dieses großartige Laufevent war leider zu Ende!
Hoffentlich nur für dieses Jahr! Denn der Schweriner Seentrail ist ein landschaftlich herausragender anspruchsvoller und bestens organisierter Lauf auf einer logischen Linie um den viergrößten deutschen Binnensee, der durchaus das Zeug hat, kultig zu werden.
Und was Schwerin selbst betrifft: ich war das erstemal in meinem Leben dort und war begeistert - von der Stadt und der Landschaft - dort führen uns unsere Wege garantiert noch einmal hin! Ganz sicher auch zum Seentrail!
Bilder dieses Beitrages stamme auch von Diana Marschalleck, Almuth Dictus und Frank Leonhardt
Zur Webseite des Veranstalters
Aufzeichnung meines Laufes mit meinem Garmin Oregon 700:
Distanz: Kilometer Höhe (min): Meter Höhe (max): Meter
(Bei den oben angegebenen Höhenmetern handelt es sich zweifelsohne um einen sehr sehr groben Meßfehler!)