"... Die Überschreitung der drei Watzmanngipfel stellt zwar wesentlich geringere Anforderungen als der schier endlose Balanceakt "Jubigrat", einfacher ist sie deswegen aber nicht. ..." (Axel Klemmer, Berge Nr. 2/2005)
Watzmann - Überschreitung
Hocheck - Mittelspitze - Südspitze
Die Watzmannüberschreitung gehört mit Sicherheit zu den großen Alpentouren, die man einfach erlebt haben muss. Mit einer Bergwanderung hat diese Tour nichts mehr zu tun. Ein Klettersteig ist sie mit Sicherheit auch nicht, dazu fehlt es an der durchgängigen Versicherung besonders heikler Stellen. Einer Kletterei, wenn auch im unteren Schwierigkeitsbereich und besonders anspruchsvoll erst auf dem Abstieg, kommt sie am nächsten.
Egal wie man die Überschreitung sieht: sie ist eine harte Anforderung an die Kondition und teilweise auch an die Nerven. Wer es besonders hart möchte, macht sie in einem "Ritt", das erfordert dann aber zügige 12 Stunden Gehdauer. Leicht masochistisch veranlagte Kletterer machen es wie wir 2001 und 2004: mit Aufstieg durch die Watzmann-Ostwand. Es gibt dann auch noch eine etwas "merkwürdige" Zwischenversion, nämlich zwei Etappen: Wimbachbrücke - Watzmannhaus, Watzmannhaus - Wimbachbrücke, letztere Etappe etwas für Schmerzliebhaber ;) Die haben wir 2009 mit Torsten Riemer praktiziert. Wer aber diese zauberhafte Tour und die phantastische Landschaft so richtig genießen will, der macht es wie wir vom 09. bis 11.08.2003 in drei Etappen.
Übersichtskarte der Watzmannüberschreitung
Ausgangs- und Endpunkt:
Wimbachbrücke an der Verbindungsstraße Berchtesgaden - Ramsau.
Literatur:
Alpenvereinsführer "Berchtesgadener Land", Bergverlag Rother - München, ISBN 3-7633-1127-0,
Karte:
Kompass, Wander- und Radtourenkarte 794, Berchtesgadener Land, ISBN 3-85491-598-5
Unsere Touren: Oktober 2001 mit Matthias Bölke und Axel Bricks sowie im Juli 2004 mit Michel Maubrich, Thomas Herrmann und Steffen Große (jeweils nach Durchsteigung der Watzmann-Ostwand von der Südspitze zum Watzmannhaus), im August 2003 mit Dr. Torsten Krüger in drei Etappen und im Oktober 2009 mit Torsten Riemer in zwei Etappen, Führe wie hier beschrieben;
Die Führe, unterlegt mit Fotos von unseren Touren:
1. Wimbachbrücke - Watzmannhaus
Vom Parkplatz über den Bach und dann auf Weg 441 über die Mittelkaser Alm zum Watzmannhaus (1928m). Unsere beste Gehzeit 2 Std. 15 min (Achtung: kein Maßstab, denn hier waren mit Torsten Krüger und mir im August 2003 zwei ausgemachte Ausdauerläufer im besten Trainingszustand mit zügigem Schritt unterwegs. Die Zeit von 3 bis 4 Std. lt. Führer trifft wohl eher zu!) Übernachtung im Watzmannhaus. Der Aufstieg zum Watzmannhaus ist eine lange und auch beschwerliche Angelegenheit.
2. Die Überschreitung - Hocheck - Mittelspitze - Südspitze - Wimbachgrieshütte
Auf deutlich erkennbarem, unkomplizierten und markierten Steig vom Watzmannhaus zum ersten Gipfel, dem Hocheck (2651m) ca. 1 Std. 30 min
Von dort dann dem Grat, teilweise versichert, teilweise markiert, in regelmäßigem Auf und Ab zunächst zum Gipfel der Mittelspitze (2713 m) - ca. 50 min - dann weiter zur Südspitze (2712 m) - weitere ca. 1 Std. 50 min - folgend.
Von der Südspitze auf markiertem Steig teilweise durch Steilheit und Geröll brutal hart , am Ende durch ein bestialisch rutschiges steiles Bachbett ins Wimbachgries absteigen und, wenn man das endlich erreicht hat, in ca. 15 min zur Wimbachgrießhütte. (Abstiegsdauer bei uns: 3 Std. ) Dort die zweite Übernachtung.
Aufstieg zum Hocheck
Mit dem Aufstieg zum Hocheck erreicht man den ersten Gipfel und den Begin des eigentliches Gipfelgrates. Teilweise ist dieser gut markierte Anstieg drahtseilversichert, bei Vereisung aber besonders im Gipfelbereich heikel.
Hocheck - Mittelspitze
Geht man vom Hocheck auf den Grat, geht es gleich richtig zu Sache. Der Weg zur Mittelspitze hat es in sich. Wer hier schon Probleme haben sollte, sollte unbedingt umkehren, denn die echten Problemstellen kommen erst noch.
Wer aber hier schnell mit den Gegebenheiten klar kommt und gut seinen Rhythmus findet, für den wird das flaue Gefühl im Magen schon nach wenigen Minuten zu einem alpinen Hochgenuss.
Mittelspitze - Südspitze
Die Etappe von der Mittel- zur Südspitze ist deutlich länger als der erste Abschnitt und stellt auch deutlich höhere Anforderungen. Es geht wiederholt steil auf und ab, es gibt mehr Kletterpassagen und teilweise auch sehr ausgesetzte Stellen.
Besonders beeindruckend ist auf diesem Abschnitt immer wieder der Blick auf den Königsee und die steilen Wandabbrüche der Watzmann-Ostwand.
Abstieg ins Wimbachgries
Auf der Südspitze ist es aber noch nicht vorbei - man muss noch runter! Und der Abstieg in das Wimbachgries ist lang und hart ...
Schon deswegen - und auch wegen der Kräfte, die man am Grat schon verpulvert hat, ist er nicht zu unterschätzen. Nicht umsonst kommt es hier immer wieder zu tödlichen Unfällen. Also Vorsicht und immer der klaren Markierung folgen!
Für mich persönlich war es immer schwer, hier auch noch ein Auge für die landschaftlichen Schönheiten zu haben!
3. Wimbachgrieshütte - Wimbachbrücke
In einer gemütlichen Wanderung durch das beeindruckende Wimbachgries, auf den letzten Metern unbedingt durch die zauberhafte Wimbachklamm, wieder zum Parkplatz absteigen. (2 Std., ca. 10 km)
Kann deutlich länger dauern und richtig weh tun, wenn man nach der Überschreitung gleich weiter geht. Nutzt also lieber die Hütte, die ist echt gemütlich und das Essen ist hervorragend.
Fazit
Eine herausregende Gratüberschreitung eines der schönsten Felsmassive der gesamten Alpen. Konditionsstarke und trittsichere Bergsteiger dürften hier keine Probleme haben und wenn man die Tour in drei Etappen geht, ist sie einfach nur ein Hochgenuss. Absolut empfehlenswert!
© Fotos dieses Berichts stammen auch von Volkr Roßberg