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Jahresendgruss 2024

Eiger NordwandEiger, 3970 m
Mittellegigrat
Unser erster und leider bisher letzter Versuch vom 08./09. September 2002

Den Eiger kennt wohl jeder. Denn  die Besteigung seiner berühmten Nordwand ist ein spektakuläres Kapitel in der Geschichte des Bergsteigens. Diese Wand ist für uns natürlich  ein gewaltiges Kaliber zu groß! Trotzdem haben wir uns diesen Berg wegen seiner Einzigartigkeit, seiner Schönheit und auch, weil neben der Nordwand ein weiterer großartiger Anstieg auf ihn führt, ausgesucht.
Wir wollen den Mittellegigrat, den Nordostgrat, eine Tour auf "Messers Schneide", gehen.

 

Ausgangspunkt:
Station Eismeer der Jungfraubahn in der Eigersüdseite. Abstieg durch den Stollen (Stollen 4) zum Stollenloch auf den Challifirn.
Achtung: Im Gebietesführer heißt es nur, man solle nach dem Verlassen des Challifirns den plattigen Bändern zur Mittellegihütte folgen. Man muss jedoch sofort nach dem Steilaufschwung , über den man den Challifirn verlässt, die erste verleitende Führe ignorieren und gleich ein paar Meter höher auf ein wirklich gutes Band steigen. Nach einer Rinne, in die man auch abseilen kann, zieht das Band plötzlich mit verlockender Breite abwärts. Auf keinen Fall folgen, sondern hier auf eine rote Markierung (Pfeil) achten, und dieser konsequent in das nun völlig weglose Gelände aufwärts in Richtung Hütte folgen.

Literatur:
"Berner Alpen" Gebietsführer für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer, Bergverlag Rother - München, ISBN 3-7633-2415-1

Karte: Landkarten der Schweiz, Nr. 1229 "Grindelwald" und Nr. 1249 "Finsteraarhorn" , www.dav-shop.de
Video: Herausforderung Eiger, Der Mittellegigrat, Bruckmann Verlag GmbH

1. Ein weniger bekannter Anblick - die Südwand des Eigers mit dem oberen Teil des Mittellegigrats, hier im Morgenschnee des 08.09.2002.
Links am Bildrand der für den Abstieg vorgesehene Südgrat.

2. bis 4.. Station Eismeer - hier gilt es die Ausrüstung anzulegen, auch die Steigeisen müssen schon an die Schuhe, da der folgende Gang durch den Stollen (im Hintergrund der Eingang) über Blankeis führt.
Unsere Stimmung hier ist gut, dee der Blick aus dem Fenster der Bahnstation auf das Eismeer ist atemberaubend.

5. und 6. Und da ist sie - die Mittellegihütte, erstmals gesehen im Bereich des Stollenlochs.

7. bis 9. Über den Challifirn, sehr spaltenreich, geht es zum Felsaufbau unterhabl des Grats. Die Schlüsselstelle des Hüttenaufstieges - der Wechsel vom Challifirn auf die Bänder unterhalb des Mittellegigrats. (III+) Mit Bohrhaken aber hervorragend abgesichert und technisch für erfahrene Kletterer kein Problem.

Blick in die Südwand des Eigers, rechts Teile des Mittellegigrats Station Eismeer der Jungfraubahn - hier gilt es die Ausrüstung anzulegen Bereit für eine große Bergfahrt – Maria strahlend in der Station Eismeer Bereit für eine große Bergfahrt – vor dem Abmarsch aus der Station Eismeer Das Stollenloch ist verlassen, erster Blick zur Mittellegihütte

Blick vom Challifirn zurück zum Stollenloch, das zur Station Eismeer führt Die Überquerung des Challifirns, gesichert am Seil, beginnt Rast vor dem Felsaufschwung, da andere vor uns zur Hütte aufsteigen Mittellegigrat - die Schlüsselstelle des Hüttenaufstieges Auf den Bändern, einen Weg zur Hütte im eigentlichen Sinne gibt es nicht

10. Auf den Bändern: einen Weg im eigentlichen Sinne gibt es nicht.  (Siehe auch den Hinweis oben) Man muss teilweise schon sehr sorgfältig treten und auch die Hände zu Hilfe nehmen.

11. Auch das gehört dazu: eine Abseilstelle in eine Rinne, aus der man auf der anderen Seite wieder hinausklettern darf. An Marias Gesicht deutlich zu erkennen: diese Tour macht einen irren Spaß. Maria war ohnehin eine tolle Tourenpartnerin.

12. Nach drei Stunden ist die Hütte erreicht - im Hintergrund nun das eigentliche Ziel - der Mittellegigrat. Der nordseitige Schnee war einkalkuliert und stört nicht.  Der Grat soll ohnehin nicht in die Flanken verlassen werden.

13.  Am nächsten Morgen dann die traurige Überraschung:  Die Schneefallgrenze war überraschend gefallen - und aus dem angesagten Regen der Nacht war kurzerhand Schnee geworden - und zwar reichlich!

Abseilstelle beim Aufstieg zur Mittellegihütte, Maria hat Spaß Ankunft an der exponierten Mittellegihütte, im Hintergrund der Mittellegigrat Der Eiger hat einen besonderen Ruf, wir haben ihn live erlebt Auch wenn unsere Tour zum Mittellegigrat vorzeitig zu Ende war Am Morgen vor dem Abstieg an der Mittellegihütte

14. So kann es einem also ergehen: alles stimmt, sogar das Wetter war vom Feinsten - aber mit eingeschneiten Sicherungshaken war diese ohnehin heikle Tour  für uns einfach zu gefährlich geworden. 
Der Südgrat und im Hintergrund mit 4099m der Mönch.

15. So herrlich das Spiel des Sonnenlichts am frühen Morgen auch war - es war bitterkalt. Hier das Foto unseres kleinen Teams vor dem Grat. Der musste also für dieses Mal ausfallen.
Doch die Tour war damit noch lange nicht zu Ende ...

16. ... denn wir mussten nun wieder hinab auf den Challifirn. Die Aufstiegsbänder waren ebenso verschneit, wie der Felssporn unterhalb der Hütte. Blick auf den Challifirn - da müssen wir wieder entlang!

17. und 18. Der Hüttenwirt und eine Gruppe Grindelwalder Bergführer und deren Gäste boten uns an, mit ihnen den Sporn abzusteigen. Das war für uns mehr als Willkommen, wir hätten sonst Stunden warten müssen, bis der Schnee auf den Bändern getaut ist.

Blick zum Mönch und auf den Challifirn, über den es nun zurückgehen wird Überall Schnee, für uns war jeder Weg mangels Orientierung ein echtes Problem Zum Glück durften wir mit den Grindelwalder Bergführern absteigen Felsklettern mit Steigeisen, hier die letzten Meter abwärts auf den Challifirn Auf dem spaltenreichen Rückweg über den Challifirn zum Stollenloch

Maria im Einschlagbereich des Eisbruchs, es muss schnell gehen Der Blick nach oben verrät warum - regelmäßig bricht hier Eis und stürzt ins Tal Marias Gesicht sagt alles: auch ohne Gipfelerfolg haben wir eine tolle Tour erlebt Mittellegigrat – naja, nicht ganz – wieder in Interlaken

19. Das war mit nun insgesamt 16 Bergsteigern ein  Unternehmen, das Zeit brauchte - aber nach fast drei Stunden standen wir sicher auf dem Gletscher. Eine neue Erfahrung für uns: Felsklettern mit Steigeisen!

20. bis 22. Der Challifirn selbst ist zwar nicht sehr spaltenreich, aber durchaus mit Vorsicht zu genießen. Hier steigt Maria über eine Spalte in die zwar kurze, aber angesichts der über einen hängenden  Eismassen zur Eile mahnende Eisschlagzone  ab.

23. Wieder in der Station Eismeer, wieder ist Marias Gesicht Ausdruck für die Stimmung: Wir haben zwar unser Ziel, den Eiger über den Mittellegigrat zu besteigen, nicht geschafft, aber eine herrliche Bergfahrt erlebt.

24. Volker, der an diesem Tag den Jungfraumarathon gelaufen war, verwöhnte uns dann auf dem Campingplatz in Interlaken mit einem Globetrotter - Menü (Nudelsuppe Försterin), lauschte gespannt unserem Bericht und gab zu verstehen: beim nächsten Versuch ist er dabei!

Fazit: Hinter uns liegt eine geniale Bergtour, auf der wir zahlreiche neue Erfahrungen sammeln konnten. Den Grat unter diesen Bedingungen nicht zu gehen, war eine einfache Entscheidung, denn unser Leben und unsere Gesundheit gehen vor. Aber: wir haben den Grat gesehen und wir wissen nun, dass er machbar ist. Und wie sollte es anders sein: für das Jahr 2003 steht ein erstes Bergziel fest!

Eiger Mittellegigrat Blick vom MönchBlick vom Gipfel des Mönch auf den kompletten Mittellegigrat, recht im Kreis die Mittellegihütte. Foto: A. Richter

Nachsatz vom  27.11.2002

Das unsere Umkehr die einzig richtige Entscheidung war, beweist eine andere Geschichte:
Denn während wir am Mittellegigrat umgekehrt sind, bewegten sich auch die  Bergsteiger Urs Odermatt und Peter Keller in "unserem Terrain", allerdings in der Eigernordwand. Auch sie mussten zunächst umkehren, eröffneten dann aber vom 12. bis 15. September mit "Griff ins Licht" die wahrscheinlich schwerste Route durch die Nordwand - eine geniale Erstbegehung. (Berichte dazu siehe: "Klettern" und "Alpin", jeweils Heft 12/02)
Nur: auch diese Tour endet auf dem oberen Mittellegigrat und zumindest dieser Teil wäre auch unser Weg gewesen. Und dazu schreiben diese beiden, uns im Leistungsniveau deutlichst überlegenen Kletterer, auf der Internetseite www.basislager.ch (Kopie des Originaleintrags!)

Gebiet: Grindelwald

Tour: Eiger/Mittellegigrat

Datum: 15.-16.09.2002

eingetragen am: 17.09.2002

Region: Berner Alpen Ost

11:31:45

Bericht:
Wir erreichten am Abend des 15. den Mittellegigrat, nachdem wir in der Nordwand eine Neutour eröffneten, (siehe seperater bericht)schon ziemlich hoch in Gipfelnähe. Der Grat ist sehr stark verwächtet und gefährlich. Wir hatten ernsthaft Probleme den Gipfel zu erreichen und mussten nochmals biwakieren. Der Gipfel selbst ist eine riesige Wächte und sollte nur äusserst vorsichtig betreten werden (gesichert). Der Abstieg über die Eigerjöcher sieht genauso schlecht aus. Wir stiegen über die Westflanke ab welche recht gute Verhältnisse aufwies.  

Tendenz:
Der Mittellegigrat wird dieses Jahr kaum mehr besser. Von einer Begehung würde ich abraten. 

Urs Odermatt,

Nun, das muss man nicht mehr kommentieren, aber folgende  Kurzfassung: Alles richtig gemacht!

 

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