Tour 14/2018
Zwei Spitzbuben, eine Spitzbübin und kein Spitzbube
Almuth kannte kein Pardon: das GPS-Gerät meinte, dass der vor uns liegende Feldweg die Straße sei, also ging es da lang! Links Hang hoch, rechts Hang runter, tiefe Spurrinnen – wir wurden ordentlich durchgeschüttelt –waren aber plötzlich tatsächlich am Ziel, der Brandhöhe bei Berggießhübel.
Gemeinsam mit Fechi hatten wir als Dreiergespann diesen 07.10.2018 als Klettertag geplant und als Besonderheit ein Klettergebiet gewählt, dass man gar nicht oder nur selten besucht, das Erzgebirgsgrenzgebiet. 2004 war ich hier mit Ralf Hanke unterwegs gewesen, damals hatten wir 12 der 15 Gipfel, mehr hatte das Gebiet nicht zu bieten, „abgesammelt“. Heuer, 14 Jahre später, hatte ich den Eindruck, noch nie hier gewesen zu sein.
Kein Wunder also, dass ich den Feldweg, über den wir nun verbotenerweise dahinrüttelten, nicht als den damaligen Zustieg erkannt hatte. Egal, dafür standen wir diesmal nur etwa 400 m von der Giesensteinwand und dem Brandstein, unserem Tagesauftakt, entfernt.
Diese beiden Felsen waren zwar recht grün und moosig, dank des heißen Sommers aber durchgehend trocken. Nachdem ich den Alten Weg (I) an der Giesensteinwand – übrigens aus meiner Sicht niemals I, da senkrecht und teilweise knifflig – gemeistert hatte, stieg Almuth mit dem Alten Weg (III) am Brandstein eine Tour mit einem knackigen Ausstiegsproblem vor.
Dann aber griff schon das „Problem“ des Erzgebirgsgrenzgebietes: dieser Bereich war mit den zwei Gipfeln abschließend erschöpft. Denn in diesem Klettergebiet stehen die Felsen entweder einzeln oder in sehr kleinen Gruppen, die dann aber richtig weit auseinander liegen.
Also ging es fahrend zurück über den Feldweg und diesmal deutlich besser parkend ins Bahratal zur Zwieselbrücke, hier standen die Gipfel Gendarm, Vierkant und – ha, jetzt komme ich auf den Titel des Beitrages – Spitzbub auf dem Programm.
Erfreulicherweise waren diese Felsen, wie an vielen Orten des Gebirges, vom umliegenden Bewuchs befreit, so dass sie freistehen und trocken sind. Fechi stieg hier den Alten Weg (II) am Gendarm vor, anschließend sollte es über den Alten Weg (III) auf den Vierkant gehen. Diesen Weg mussten wir aber suchen, und zwar richtig – es gab einfach die im Kletterführer beschriebene Stelle, einen Block, der über einen Kamin zu erreichen wäre nicht. Egal, über eine recht steile Reibungskante ging es auf den Gipfel, er war laut Gipfelbuch wirklich der Vierkant. Später, bei Recherchen im Internet, stellte sich heraus, dass der vermisste Block bereits 2002 ins Tal gestürzt war. Upps, bei solchen Informationen wird blitzschnell klar, was man sonst recht schnell aus den Augen verliert – wir sind in einem Erosionsgebirge unterwegs!
Dann sollte der Spitzbub als Tagesfinale folgen – über die Ostkante IV sollte es auf diesen beeindruckenden Zacken gehen. Aber das war uns nach mehreren „Umschleichungen“ des Gipfels und Zweifeln an der Machbarkeit des Überhanges dann doch zu dolle – wir ließen den Spitzbub einfach Spitzbub sein und gingen.
Tagesausklang war dann eben eine Reise quer durch das Gebirge in die geliebte Buschmühle.
Ein toller Klettertag mit kleinen aber feinen Kletteraufgaben – und für meine Webseite mit dem Ergebnis, dass es jetzt auch eine Gipfelgalerie „Erzgebirgsgrenzgebiet“ gibt.