Auf Runst - Die Rennsteigwanderung
von Hörschel an der Werra nach Blankenstein an der Saale
Rennsteige gibt es viele in Deutschland. Dabei handelt es sich um Kurier- und Botenwege aus längst vergangenen Zeiten. Wenn man heute vom Rennsteig spricht, dann ist gewöhnlich DER eine gemeint - der Höhenweg des Thüringer Waldes und des Frankenwaldes, der über ca. 169 km Hörschel an der Werra mit Blankenstein an der Saale (oder umgekehrt) verbindet.
Dieser von Julius Plänkner vermessene und 1830 in fünf Tagen erstmals komplett begangene Pfad ist heutzutage der bekannteste deutsche Höhenwanderweg und soll auch zu den schönsten Wanderwegen Deutschlands überhaupt gehören.
Ob er nun tatsächlich einer der schönsten ist, muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden. Und dazu muss man den Rennsteig ganz einfach gehen!
Hier stellen wir nun unsere gemäßigte Version einer Rennsteigwanderung vor. Gemäßigt, weil wir uns 7 1/2 Tage Zeit genommen haben. Eigentlich sind in der Regel fünf bis sechs Tage in den einschlägigen Wanderführern vorgesehen. Aber wir wollten den Rennsteig genießen - und wir haben ihn genossen!
Auf Runst - Die Rennsteigwanderung
von Hörschel an der Werra nach Blankenstein an der Saale
Rennsteige gibt es viele in Deutschland. Dabei handelt es sich um Kurier- und Botenwege aus längst vergangenen Zeiten. Wenn man heute vom Rennsteig spricht, dann ist gewöhnlich DER eine gemeint - der Höhenweg des Thüringer Waldes und des Frankenwaldes, der über ca. 169 km Hörschel an der Werra mit Blankenstein an der Saale (oder umgekehrt) verbindet.
Dieser von Julius Plänkner vermessene und 1830 in fünf Tagen erstmals komplett begangene Pfad ist heutzutage der bekannteste deutsche Höhenwanderweg und soll auch zu den schönsten Wanderwegen Deutschlands überhaupt gehören.
Ob er nun tatsächlich einer der schönsten ist, muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden. Und dazu muss man den Rennsteig ganz einfach gehen!
Hier stellen wir nun unsere gemäßigte Version einer Rennsteigwanderung vor. Gemäßigt, weil wir uns 7 1/2 Tage Zeit genommen haben. Eigentlich sind in der Regel fünf bis sechs Tage in den einschlägigen Wanderführern vorgesehen. Aber wir wollten den Rennsteig genießen - und wir haben ihn genossen!
Gesamtübersicht
Etappe | Streckenführung | Quartier | Anmerkung |
1. Tag 14,5 km | Hörschel - Hohe Sonne | Hotel "Sophienaue" Eisenach 03691/888333 | Warum in Eisenach? Siehe Bildbericht! |
2. Tag 29,9 km | Hohe Sonne - Ebertswiese | Wanderquartier im Hotel/Pension Ebertswiese - 03683/606451 | sehr gutes Quartier |
3. Tag 26,0 km | Ebertswiese - Schmücke | Wanderquartier im Hotel/Pension Schmücke - 036845/5880 | sehr gutes Quartier |
4. Tag 19,0 km | Schmücke - Neustadt/R | Zimmervermietung "Sonne am Rennsteig" - 036781/28887 | sehr freundlich, sehr empfehlenswert |
5. Tag 21,0 km | Neustadt/R - Limbach | Gästezimmer Rosel Kirchner in Siegmundsburg - 036704/80351 | muss nicht sein, geht besser |
6. Tag 18,0 km | Limbach - Spechtsbrunn | Gasthaus am Rennsteig - 036703/80389 | Der Top-Tipp! |
7. Tag 20,0 km | Spechtsbrunn - Brennersgrün | Gasthaus "Zum Grünen Wald" - 036652/25922 | Sagt nicht, wir hätte euch nicht gewarnt! Einmieten! |
8. Tag 20,0 km | Brennersgrün - Blankenstein | Gaststätte und Pension Rennsteig - 036642/22230 | gut, geht aber sicher besser! |
Literatur und Karte Hikeline Fernwanderweg Rennsteig: Auf dem historischen Kammweg durch den Thüringer Wald zum Frankenwald. Wanderführer und Karte 1 : 35000, ISBN: 3850005054 Von uns verwendet: Rennsteig (Hörschel - Blankenstein) Topografische Karte Thüringen 1:50.000 - Rennsteigverlauf in 5 Einzelkarten - Thüringer Landesvermessungsamt - Wanderkarte ISBN: 9783861401704
Unser Team Christiane Selle und Aldo Bergmann, auf Tour vom 02.08.2008 bis zum 09.08.2008
Sehr guter Blog rund um den Rennsteig: Rennsteig-Blog
(Hinweis: Die Angaben oben entsprechen der Sicht der Dinge aus dem Jahre 2008!)
1. Tag - Von Hörschel zur Hohen Sonne
1. Tag - Der Start
Von Hörschel zur Hohen Sonne
14,5 km - eine Halbtagstour
Die Masse derjenigen, die den Rennsteig in voller Länge durchwandern (Runst), beginnt in Hörschel an der Werra. Auch wir haben uns für diese wohl traditionelle Richtung entschieden.
Als wir dort gegen 14:30 Uhr per Bahn angekommen sind und das "Tor zum Rennsteig" durchschritten haben, war mir schon etwas Klamm ums Herz. Denn selbst wenn ich mit meinem langjährigen Freund Steffen Große schon mehrfach den Rennsteig durchwandert hatte und jährlich am Rennsteiglauf teilnehme, war es diesmal etwas Besonderes. Denn noch nie hatte ich den Rennsteig in seiner vollen Länge begangen, noch nie das Ritual durchlebt, einen Stein aus der Werra zu heben und am Ende der Tour in die Selbitz/Saale zu werfen.
Und mit Christiane an meiner Seite war ich erstmals mit einer Frau auf einer Wandertour unterwegs. Ob das überhaupt gehen soll ;))))
Aber nun zur Tour selbst! Es galt also, den Stein aus dem Fluss zu heben und dann in den wenigen restlichen Stunden des Tages die 14,5 km entfernte Hohe Sonne zu erreichen.
Gleich wenn man Hörschel verlässt, geht es ordentlich zur Sache, nämlich abgesehen von kurzen Bergabstücken ununterbrochen bergauf. Prinzipiell stellt dieser Abschnitt aber kein Problem dar, ist landschaftlich sehr reizvoll und bestens geeignet, um sich einzuwandern.
Problem: auf der Hohen Sonne gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit! 4,5 km und damit etwa eine Gehstunde weiter dem Rennsteig folgend liegt zwar das "Hubertushaus" bei Ascherbrück, das war aber wegen Insolvenz geschlossen. (Sommer 2008, inzwischen ist es wieder geöffnet, Stand 2018)) Ansonsten wäre das ein gutes erreichbares Quartier gewesen. Wir sind mangels Quartier von der Hohen Sonne nach Eisenach getrampt und haben das als erstes zu erreichende Hotel Sophienaue gewählt. Besser wäre es aber wohl gewesen, eben doch bis Ascherbrück zu gehen und nach Ruhla abzusteigen. Denn später haben wir erfahren, dass die dortigen Wirte die Runster am nächsten Morgen wieder auf den Rennsteig fahren, wenn es gewünscht wird.
Eckpunkte dieser Etappe (die Angaben zum Kilometer beziehen sich auf den gesamten Rennsteig):
Hörschel, 0 km - Vachaer Stein, 8,2 km - Wilde Sau, 11,4 km - Hohe Sonne, 14,5 km
2. Tag - Von der Hohen Sonne zur Ebertswiese
2. Tag - Der Kampftag
Von der Hohen Sonne zur Ebertswiese
29,9 km - für uns aber 35 km
Manchmal kommt es anders, als man denkt! Es waren alle Quartiere vorgebucht, auch das Hotel in Eisenach, und ganz nach Plan sollte es am kommenden Morgen mit dem Linienbus auf die Hohe Sonne zurück gehen. Und dieser Morgen war heute!
Da standen wir also mit Christiane an der Bushaltestelle vor unserem Hotel, freuten uns, dass ein Wartburg "Melkus" vorbei fuhr, sogar mit einer Startnummer, staunten dann aber nicht schlecht, als weitere Fahrzeuge mit Startnummern folgten ...
"Gucke mal", meinte Christiane, "da vorn stehen die ja alle!"
Nur wenig später war klar: Genau an diesem 3. August 2008 fand die traditionelle Wartburgrallye statt, Start war wenige Meter neben unserem Hotel und weder Bus noch Taxi durften die Straße befahren!
Schön vielleicht für Motorsportfans, ein Desaster für uns. Denn das hieß nun, ca. 5 km und etliche Höhenmeter zusätzlich zum ohnehin schon harten Tagesprogramm zurückzulegen.
Und so ging es zusätzlich durch die wildromantische Drachenschlucht zurück auf die Hohe Sonne, von der wir dann endlich gegen 10 Uhr und damit mit mehr als einer Stunde Verspätung, das Tagesprogramm starten konnten. Dieses Tagesprogramm war dann auch das härteste unserer Runst. Denn bis zum Großen Inselsberg (916 m) geht es beständig und teilweise steil bergauf. Und hat man ihn erst einmal geschafft, bleiben immer noch ca. 12 km bis zum Tagesziel.
Dieser Abschnitt der Rennsteigwanderung ist aber, gemeinsam mit der folgenden Etappe zur Schmücke, einer der landschaftlich schönsten der Tour. Denn es gibt keine großartigen Berührungen mit Ortschaften, man wandert teilweise einsam durch lange Waldpassagen.
Mit ausgiebigen Pausen am Gasthaus Dreiherrenstein, auf der Grenzwiese nach dem Großen Inselsberg und am Heuberghaus haben wir spät, aber noch vor Küchenschluss unser Quartier auf der Ebertswiese erreicht.
Ach ja: so schön der Große Inselsberg auch ist, trotzdem entpuppt er sich nach stundenlanger Einsamkeit als Kulturschock. Die Zahl der Touristen erschlägt einen regelrecht. Wir sind deswegen nach kurzem Genuss der herrlichen Aussicht ohne größere Pause sofort wieder abgestiegen und haben unsere Pausenzeit auf der nicht weniger belebten Grenzwiese verbracht. Die bietet dann dem, der einen besonderen Höhepunkt sucht, mit der Sommerrodelbahn eine ganz andere Abwechslung zum Wanderalltag ;)
Eckpunkte dieser Etappe (die Angaben zum Kilometer beziehen sich auf den gesamten Rennsteig):
Hohe Sonne, 14,5 km - Ascherbrück, 19,2 km - Glasbachwiese, 25 km - Dreiherrenstein am Großen Weißenberg (auch Gasthaus), 27,8 km - Großer Inselsberg (auch Gasthaus), 32,8 km - Grenzwiese (auch Gasthaus), 34 km - Heuberghaus (auch Gasthaus), 37,9 km - Ebertswiese (auch Gasthaus), 44 km
3. Tag - von der Ebertswiese zur Schmücke
3. Tag - Der höchste Berg
Von der Ebertswiese zur Schmücke
26 km
In der Nacht hatte es zu regnen begonnen, und es war windig. Der erste Schritt vor das Gasthaus Ebertswiese war ernüchternd: es war feucht und kühl.
In dicker warmer Regenbekleidung begann also der lange Marsch zur Schmücke, der mit ca. 26 km der zweitlängsten Tagesabschnitt unserer Tour werden sollte.
Auch dieser Abschnitt ist landschaftlich sehr reizvoll und vor allem einsam. Und mit dem Großen Beerberg erreicht man nur kurz vor dem Tagesziel auch den höchsten Berg des Thüringer Waldes (982 m, überquert bei 973 m) .
Waren Regen und Kälte anfangs alles andere als angenehm, so entpuppten sie sich nach nur kurzer Gehzeit als eine Überraschung: dichte Nebelschwaden zogen durch die Wälder, die Pflanzen waren sattgrün und es roch frisch. Es war ein Genuss! Um 9:40 Uhr waren wir an der Ebertswiese losgegangen, gegen 14:50 Uhr haben wir nach zwei längeren Pausen schließlich den Grenzadler bei Oberhof erreicht. Bei einer langen Rast im "Thüringer Haus" war uns beiden klar, dass wir so ziemlich am Ende sind. Aber was soll's, es war noch früh am Tage und die letzten ca. 8 km zur Schmücke sind auch noch drin - mit dieser Motivation ging es weiter, und zwar mühevoll und deutlich müde auf den Großen Beerberg. Nun, und dort angekommen, musste ein traditionelles Foto geschossen werden: "Gipfeltreffen" heißt es, und ihr seht es unten bei den Bildern, im Bild ein Bild unserer Version mit Steffen bei unserer ersten Rennsteigwanderung 1980. Ein schöner Vergleich, oder?
Gegen 18:30 Uhr erreichten wir dann das Gasthaus an der Schmücke und damit unser Tagesziel. Und Christiane wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich hier nur ganz kurz erwähne, dass sie bei Betreten des Zimmers einfach nur auf das Bett gefallen ist und dem Tode wohl näher war als dem vielgepriesenen Rennsteigglück.
Ich war mir in diesem Moment jedenfalls sicher: unsere Runst ist heute und hier zu Ende!
Eckpunkte dieser Etappe (die Angaben zum Kilometer beziehen sich auf den gesamten Rennsteig):
Ebertswiese, 44,0 km - Alte Ausspanne (auch Imbiss), 45,9 km - Sperrhügel, 49,9 km - Wachserrasen, 54,8 km - Grenzadler (auch Gasthaus), 61,4 km - Rondell bei Oberhof, 63,6 km - Großer Beerberg, 68,5 km - Schmücke (auch Gasthaus), 71 km
4. Tag - von der Schmücke nach Neustadt am Rennsteig
4 Tag - Wiederauferstehung und Halbzeit
Von der Schmücke nach Neustadt am Rennsteig
19 km
So klar, wie ich am Vorabend die Tour als beendet vermutet hatte, so und noch viel energischer stand Christiane am Morgen dieses Tages auf! Aufgeben? Diese Kämpferin doch nicht!
Sollte mein Tourenkonzept, die schweren Tage an den Anfang zu legen und dann mit kürzeren Etappen in den Genuss zu verfallen, also doch aufgehen?
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es los. Und da es von der Schmücke lange bergab und auch dann nur über sanfte Wellen geht, war alles plötzlich kein Problem mehr. Die Sonne tat ihr Werk, die Landschaft war blütenüberflutet und schön und nach einer ausgiebigen Rast am Bahnhof Rennsteig und einer gemütlichen Bierpause in Allzunah erreichten wir schließlich das Gasthaus "Dreiherrenstein".
Hier, nur wenige Meter weiter, hatte ich mir die Halbzeit der Strecke errechnet und entsprechend sollte es im Gasthaus Sekt geben.
"Sekt? Den haben wir nicht!" meinte die Wirtin und fügte an: "Aber Leute wie sie trinken hier immer Schnaps!"
Aha, wir waren also als Rennsteigwanderer, als Runster, enttarnt. War ja auch nicht schwer. Es gab also den einen und anderen Schnaps auf die Halbzeit und das Halbzeitfoto (siehe unten).
Die Stimmung war super und die Verblüffung groß, als wir ca. 300m nach dem Gasthaus auf das Schild links abgebildet gestoßen sind. Da hatte wohl schon jemand vor mir die Hälfte ausgerechnet.
Vom Gasthaus Dreiherrenstein war es dann nur noch ein gemütlicher Marsch bis zum Tagesziel in Neustadt am Rennsteig.
Und da wir dort, ganz anders als an den Vortagen, schon gegen 16:30 Uhr eingetroffen waren, blieb diesmal genug Zeit, um in der Abendsonne zu sitzen, ein paar Einkäufe für den Tourenproviant zu erledigen und einfach das Leben zu genießen.
Dieser Abschnitt der Tour ist leider nicht mehr so einsam wie die ersten Etappen. Denn lange Abschnitte führen in unmittelbarer Nähe von Straßen entlang, Orte und Gasthäuser kommen deutlich häufiger und dichter vor. Wer das mag, dem wird der Rennsteig ab hier besonders gefallen - ich persönlich bin schon immer Freund der ersten ca. 70 km.
Eckpunkte dieser Etappe (die Angaben zum Kilometer beziehen sich auf den gesamten Rennsteig):
Schmücke, 71 km - Bahnhof Rennsteig, 78,2 km - Allzunah (auch Gasthaus), 81,2 km - Großer Dreiherrenstein (auch Gasthaus, am Mittelpunkt der Tour), 83,8 km - Neustadt am Rennsteig, 89 km
5. Tag - Von Neustadt am Rennsteig nach Limbach
5. Tag - Unser Genusstag
Von Neustadt am Rennsteig nach Limbach
21 km
Zwar hatte an diesem Morgen erst der fünfte Tag begonnen, aber es war uns vorgekommen, als wären wir schon Wochen unterwegs.
Wir waren jedenfalls gut erholt, mit einem herausragenden Frühstück in der Pension "Sonne am Rennsteig" ausreichend gestärkt und hoch motiviert: was sollte uns jetzt noch aufhalten - wir schaffen die ganze Tour!
Und bei heute nur 21 km ...
"Nur" ist etwas Relatives! Und nimmt man die Tagessonne dazu, die wohl im Schatten sichere 30 Grad hatte, wird es noch relativer.
Etwa 9 km nach Neustadt passiert man die Triniusbaude - oder besser: man sollte sie nicht passieren. Denn sitzt man auf der Terrasse, kann man nicht nur Weißwein und Bier genießen (Foto unten), sondern hat auch noch einen herrlichen Blick in die Thüringer Landschaft. Wir jedenfalls haben es uns hier eine Stunde gut gehen lassen, auf Essen aber verzichtet - die Rennsteigwarte bei Masserberg war da das günstigere Mittagsziel unseres Tages.
Die war dann aber leider geschlossen - völlig unverständlich, da gerade auch in Masserberg täglich hunderte Touristen auf den Eselsberg gekarrt werden.
Egal, wir hatten unseren Proviant, dinierten auf einer Bank im zumindest etwas kühleren Wald und erreichten dann ... nein, "dann" ist zu leicht, denn es war inzwischen so heiß, dass es richtig ergänzt heißen muss "mühevoll" - Friedrichshöhe.
Oh je, hat uns da der Zahn getropft, da kamen mir das Maßbier und Christiane das große Potsdamer gerade recht ;)
Von Friedrichshöhe nach Limbach ist es dann aber nicht weit, man kommt am berühmten Dreistromstein vorbei und kann direkt am Rennsteig ein Quartier nutzen.
Wir hatten das allerdings so vorher nicht gewusst und mussten nach Siegmundsburg absteigen, nur 1 km neben dem Rennsteig.
Dieser Tagesabschnitt führt nur auf den ersten Kilometern parallel an einer Straße entlang, dann aber wieder durch herrliche einsame Wälder.
Eckpunkte dieser Etappe (die Angaben zum Kilometer beziehen sich auf den gesamten Rennsteig):
Neustadt am Rennsteig, 89 km - Triniusstein (auch Gasthaus/Baude), 95,1 km - Masserberg, 98 km - Eselsberg (auch Gasthaus), 99 km - Pechleite, 104 km - Friedrichshöhe (auch Gasthaus), 105,5 km - Limbach, 110 km
6. Tag - Von Limbach nach Spechtsbrunn
6. Tag - Frohes Fest
Von Limbach nach Spechtsbrunn
18 km
Wieder bullige Hitze, oh man, nur gut, dass an diesem Tag nur 18 km vorgesehen waren.
Nur gut auch deswegen, weil gerade dieser Abschnitt einer der weniger schönen der gesamten Rennsteigwanderung ist. Klar bieten sich auch hier, insbesondere zwischen Limbach und Neuhaus und dann wieder ab Ernstthal, herrliche Fleckchen Erde - aber der lange Marsch durch Neuhaus und Ernstthal ist eher ernüchternd nach mehreren Tagen Natur.
Aus dem Grunde kann man eine zwar längere, aber durch die Natur führende "Alternativroute" rund um die Orte wählen. Aber macht das ein echter Runster? Wir nicht, wir wollten auf dem Originalweg wandern.
Und so ging es durch zunächst herrliche Landschaft an der Schwarzaquelle vorbei nach Neuhaus, dann durch das glühende staubige Örtchen bis Ernstthal - und dort? Dort glaubten wir, unseren Augen nicht zu trauen. Mitten auf der Straße stand in der glühenden Sommerhitze ein Weihnachtsmann, daneben ein geschmückter Weihnachtsbaum, ein Prachtexemplar. Die Auflösung: ein Werksverkauf der Ernstthaler Glashütten. Da kann man einfach nicht vorbeigehen, na gut, ich hätte gekonnt. Aber Christianes Weihnachtsgen war nicht zu bremsen. Nur gut, dass wir mit Rucksäcken unterwegs waren und nichts mitnehmen konnten ;)
Hat man Ernstthal erst einmal hinter sich gelassen, hat man bald herrliche Ausblicke auf den Frankenwald und ist schon bald in Spechtsbrunn.
Und nun ein Tipp, den alle Runster beachten sollten: das dortige Gasthaus am Rennsteig als Quartier nutzen - denn das war das beste Quartier, in dem man gemerkt hat, dass die Wirtsleute selbst Runster sind und genau wissen, was das Herz eines Wanderers nach mehreren Tagen Fußmarsch begehrt. Seht einfach selber vorbei! (Und lest unbedingt die herrlichen Einträge im Gästebuch!)
Eckpunkte dieser Etappe (die Angaben zum Kilometer beziehen sich auf den gesamten Rennsteig):
Limbach, 110 km - Rennsteigbaude (Gasthaus), 115,4 km - Neuhaus am Rennweg, ab 116 km - Bahnhof Ernstthal, 120,4 km - Forsthaus Brand (Gaststätte), 126 km - Spechtsbrunn, 128 km
7. Tag - Von Spechtsbrunn nach Brennersgrün
7. Tag - Der Grenzdurchbruch
Von Spechtsbrunn nach Brennersgrün
20 km
Diese und die folgende Etappe haben eines gemeinsam: Die mehrfachen Grenzdurchbrüche durch die ehemalige innerdeutsche Grenze, die (nicht nur) den Rennsteig so lange geteilt und in der Gesamtlänge unbegehbar gemacht hatte. Schon aus diesem Grunde sind sie bewegend, beeindruckend und waren damals, 1990, für Steffen und mich ein Grund, den Rennsteig zu erwandern. Und diesmal?
Während das sicherlich auch für Christiane eindrucksvolle Augenblicke waren, war da für mich eine Rückkehr nach 18 Jahren und ein Schluckeffekt: ich habe mit eigenen Augen und hier ganz bewusst gesehen, wie Zeit vergeht und Wunden heilt!
Auf einem Foto z.B. steht Christiane auf dem Fahrweg eine alten Grenzanlage - und daneben?
Ein Biotop in sattem jugendlichen Grün, kilometerweit junge Bäume, Büsche, blühende Pflanzen. Und wenn man nicht durch Schilder und Gedenktafeln immer wieder auf die Geschichte hingewiesen werden würde oder man nicht wüsste, wo man sich befindet, würde man einfach nichts mehr merken.
Aber zurück zur Tour: Wenn man das Gasthaus am Rennsteig verlassen hat, erreicht man bald einen nördlichen Zipfel Bayerns und trifft wieder einmal auf eine härtere Passage des Rennsteigs. Denn jetzt geht es ca. 8 km parallel zu einer stark befahrenen Straße nach Steinbach am Wald. Ekelhaft! Auch hier geht es eine alternative Route, aber wie schon gesagt, der echte Runster geht das Original!
Wir mit Christiane haben kurz gerastet und sind dann im straffsten Wandertempo diesen Abschnitt gegangen, um es schnell hinter uns zu haben.
Hat man dann Steinbach und die langen breiten Straßen danach erst einmal hinter sich, wird es wieder angenehm und man gelangt recht schnell auf einen der schönsten Abschnitte des gesamten Rennsteigs, dem Schönwappenweg.
Mal abgesehen von riesengroßen schmackhaften Blaubeeren stehen hier alle paar Meter Grenzsteine von besonderer Schönheit und da dieser Weg genau an der ehemaligen Grenze liegt, sind sie eingerahmt von junger kraftvoller Natur.
Wenig später erreicht man Brennersgrün, Quartiermöglichkeit ist das Gasthaus "Zum Grünen Wald". Eigentlich muss man es mitnehmen, es hat etwas Kultiges. Aber der erste Eindruck wird euch umhauen (Stand 2008). Wartet einfach auf den zweiten und ihr werdet angenehm überrascht sein.
Eckpunkte dieser Etappe (die Angaben zum Kilometer beziehen sich auf den gesamten Rennsteig):
Spechtsbrunn, 128 km - Weidmannsheil, 136,9 km - Steinbach am Wald, 139 km - Schönwappenweg, bei 143 km - Brennersgrün, 147 km
8. Tag - Von Brennersgrün nach Blankenstein
8. Tag - (Leider) Das Ende
Von Brennersgrün nach Blankenstein
20 km
oder:
die Kunst, nicht zu langsam zu wandern
Was soll man zu diesem Tag schreiben!? Uns war schon in Spechtsbrunn klar, dass wir die Runst, die an der Schmücke noch auf Messers Schneide gestanden hatte, schaffen werden. Aber heute war es soweit.
Als wir uns von Brennersgrün auf den Weg machten, war es anders als sonst. Es war ruhiger, bedächtiger und das Wissen um das nahende Ende bremste uns. Irgendwie wanderten wir nicht, wir bummelten durch die Landschaft.
Und je näher wir an Blankenstein heran kamen, umso spürbarer wurde dieses Phänomen.
Letztmalig geht es durch herrliche Wälder, die Berge sind schon seit langem nur noch sanft und haben die Härte der ersten Tage verloren. Immer mehr geht die Landschaft in weite Felder über und schließlich folgt der Rennsteig einer Landstraße in das durch die hohen Essen der Papierindustrie schon frühzeitig erkennbare Blankenstein an der Saale. Dort war unser Ziel, eine Woche zuvor hatten wir es noch heißersehnt, aber jetzt wollten wir es eigentlich nicht erreichen. Zu schön waren die Tage auf dem Rennsteig, zwar auch anstrengend, aber erholsam und genussreich. Christiane hatte sich in die Landschaft verliebt, der schon immer mein Herz gehört hatte. Und sie war um eine Erfahrung reicher: man kann eine Woche nur mit einem kleinen Rucksack leben ;)
Aber nun zum Finale:
In Kießling, nur ca. 2 km vor dem Ziel, sind wir im Gasthaus "Zum Grünen Baum" noch einmal eingekehrt (eine herrliche, wohl 30 Jahre nicht renovierte, Gaststätte mit dem Charme der DDR-Zeiten - und teilweise auch den Preisen) und hatten uns entschlossen, eine Flasche Sekt mitzunehmen. Freundlicherweise gab uns die Wirtin sogar zwei Gläser dazu.
Dann ging es erbarmungslos abwärts: Blankenstein, die Überquerung der Bahn, Treppe zur Selbitz/Saale.
Und dann war die Stelle erreicht, die das Ende war: die Brücke über die Selbitz, an der ein großes R den Beginn oder das Ende des Rennsteiges kennzeichnet.
Wir haben uns in den Arm und die Steine aus der Werra in die Hand genommen...
Es war schwer, sie loszulassen.
Eckpunkte dieser Etappe (die Angaben zum Kilometer beziehen sich auf den gesamten Rennsteig):
Brennersgrün, 147 km - Grumbach, 151 km - Rodacherbrunn (Imbiss), 154 km - Schlegel (lohnendes Gasthaus) 161,2 km - Kießling (das Gasthaus sollte man gesehen haben), 166 km - Blankenstein, Selbitzbrücke an der Saalemündung, 169 km