Pseudoalpines Klettervergnügen
oder: mit dem A... über der Straße
Unter uns verläuft die Straße zum und vom Gipfel des Jested. Und „unter uns“ heißt nicht irgendwo weiter weg, nein, sondern genau unter uns am Felsfuß entlang. Und so war es für Fechi schon ein etwas „blödes Gefühl“, als er seinen Hintern über die Kante schwingen und sich in die etwas mickrige Abseilöse hängen musste, um Platz für Almuth zu machen – denn für drei Kletterer war es dann doch etwas sehr eng hier oben …
Nach zwei herrlichen Wandertagen im Isergebirge waren wir an diesem Samstag nach Himmelfahrt 2019 gemeinsam mit Almuth und Fechi in das „alpine“ Klettergebiet am Jested über Liberec gereist, das wir gemeinsam mit Volker und Wiese schon Pfingsten 2010 erkundet und ordentlich beklettert hatten. „Alpin“ vor allem, weil die Gipfel des besuchten Bereiches mit den Namen „Breithorn“, Castor und Pullox, „Monte Rosa“ und „Kleines Matterhorn“ Namen großer alpiner Brüder tragen. Zudem ist für uns Sandsteinkletterer das dortige Gestein, Quarzit, etwas besonderes und kommt alpinen Bedingungen dann doch schon sehr sehr nah.
Schnell war das Ziel wandernd vom oberen Parkplatz erreicht, schnell das Basislager eingerichtet und das Startbier getrunken – schon standen wir in der Scharte zwischen Monte Rosa und Breithorn. Bald saßen wir nach Durchsteigung des „Abstiegweges“ auf dem Breithorn und waren weniger von der einfachen Kletterei, dafür umso mehr von der großartigen Aussicht auf den Jested, auf Liberec und das Iser- und Riesengebirge beeindruckt.
Dann folgte das Kleine Matterhorn via Ostkante. Auf dem ersten Blick ein unangenehm abweisender Weg, da die geneigten Platten nach unten gebrochen waren, beherzt eingestiegen aber kein Problem.
Das Problem war dann der Gipfel. Nachdem ich in Reiterstellung Fechi nachgesichert und er oben angekommen gefragt hatte: „Was ist denn das!?“, war klar, dass er für Almuth Platz machen muss, sie mag derart kleine Gipfelköpfe überhaupt nicht.
Und genau das war der Moment, an dem Fechi sich über die Kante und sein Hinterteil an einer alles andere als sächsischen Abseilöse über die zahlreichen Rad-, Motorrad- und Autofahrer schwingen musste.
Jedenfalls beruhigte Fechi sich mit einer Zigarette, Almuth guckte nicht weniger entsetzt, als sie oben ankam, und irgendwie haben wir in aller Seelenruhe gesichert, umgebaut, abgeseilt. Der Landeanflug der Abseilpiste auf der Straße war zwar „komisch“, hatte aber auch was ????
Als ich anschließend mit dem Seil über der Schulter den nächsten der vier Gipfel ansteuern wollte, meinte Fechi: „Nee, du, ich bin durch!“, und Almuth sofort: „Ich auch!“. Aha, ganz nervenschonend war das Abenteuer Kleines Matterhorn dann wohl doch nicht!
Und so genossen wir mit Blick auf den Jested noch ein Bierchen und rollten nach einem schönen Klettertag und angenehmen Tagen im Isergebirge Richtung Heimat.
Ich hoffe, dass wir hier nicht das letzte Mal klettern waren, zumal hier auch noch ein paar andere lohnende Ziele „herumstehen“.