Pfingsten alpin
Im Jeschkengebirge unterwegs
(Infos zum Klettergebiet unter dem Bericht!)
Ein irres Gefühl: „Berg heil“ auf dem Gipfel des Breithorns! Ein 4000er! Ein Lächeln huscht Volker Roßberg, Dirk Wiesner und mir über das Gesicht, das war eine hochalpine Hammertour! Oder besser. das waren Hammertouren!
Denn begonnen hatte dieser Tag mit der Besteigung von „Castor und Pullox“.
Fast im Vorbeigehen hatten wir dieses Massiv erstiegen um im Rausch der Höhe sofort die Südkante am Monte Rosa anzuschließen. Doch auch das war nicht genug: ganz im Stile der großen Bergsteiger dieser Welt sollten aller guten Dinge drei sein!
Ein dritter großer Alpengipfel musste her. Da stand das Kleine Matterhorn genau an der richtigen Stelle.
Volker hatte der Höhenrausch hier vermutlich vollkommen erfasst. Denn anstatt den Normalweg gemütlich hoch zu stapfen, entschloss er sich für die südliche Rippe und legten einen straffen UIAA 6er-Vorstieg hin, der sich gewaschen hatte. Ohne Ringe übrigens!
Nun, und da noch immer Zeit war, man sich ja nicht nur an den großen Bergsteigern orientieren sollte, sondern auch selbst Maßstäbe setzen muss, sollte es eben noch ein vierter Gipfel, das Breithorn, sein!
Und auf dessen Gipfel standen wir nun, wie eingangs beschrieben, mit einem fröhlichen „Berg heil“, und hatten vier der ganz großen Alpengipfel in unserer Tasche …zumindest theoretisch!
Dann war aber genug, die Familien warteten – auf in die Kneipe, das Bergbier ruft!
Und so saßen wir wenig später auf der sonnenüberfluteten Terrasse des Jested, hoch über Liberec. Freilich waren wir (leider) nicht in den Alpen unterwegs, Insider wissen, dass die beschriebene Gipfelkombination ohnehin nicht ginge.
Wir waren im Jeschkengebirge, am Jested, wo eine recht ansehnliche Felsgruppe die großen Namen herrlicher Alpengipfel trägt.
Ein feiner Klettertag, der der Auftakt unseres Pfingstausfluges in das Jeschlken- und Isergebirge war.
Ursprünglich sollte es nach Mittelndorf und damit endlich (für mich erstmals 2010) in die Sächsische Schweiz gehen. Aber da hatte es wohl ein kleines Missverständnis bei der Zimmerbuchung gegeben. Alles voll!
Es war dann Wieses Idee, ins Tschechische zu reisen. Eine gute Idee, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Es war dann allerdings bei den vier Gipfeln geblieben, denn der eingangs verregnete Pfingstsonntag war schon von vornherein für eine längere Wandertour durch das Isergebirge vorgesehen und der Montag, an dem ein weiterer Klettertag geplant war, ist regelrecht ins Regenwasser gefallen.
Egal, es gibt ja noch Geocaching. Der eine oder andere Cache wurde in diesen Tagen gefunden. Selbst Volker hat zumindest, wenn auch noch immer kopfschüttelnd, zugesehen ;)
Und, wenn auch alles andere als beliebt: ein Stadtbummel durch Liberec kommt auch ganz gut und muss eben im Interesse familiärer Ausgeglichenheit einfach mal hingenommen werden ;)
Wünsche allen, derart nette Pfingsten 2010 gehabt zu haben!
Touren des Klettertages:
- Castor und Pullox - südliche Rampe - 1
- Monte Rosa - Südweg - 3
- Kleines Matterhorn - Rippe - 6
- Breithorn - Südwand - 3
Lage dieser Felsgruppe: N 50°44.212' E 014°59.272'
Zum Klettergebiet Jeschkengebirge
Das Jeschkengebirge liegt zwischen dem Lausitzer Gebirge und Liberec, seine höchste Erhebung ist der Jested/Jeschken mit 1011m, den Meisten sicherlich durch seinen imposanten Turmaufbau bekannt (letztes Foto). Es bietet nur wenige Kletterziele, darunter jedoch einige durchaus lohnende Felsen, Gipfel und Massive, direkt am Jested.
Das Gestein am Jested, Quarzit, ist dem Granit sehr ähnlich, fest, gut griffig und plattig. Klemmkeile und Friends können verwendet werden. Teilweise gibt es Abseilösen, die von uns besuchten Gipfel konnten aber auch problemlos auf einfachen Wegen zurück geklettert werden.
Übrigens liegen die vier Gipfel unmittelbar nebeneinander, Kinder können südseitig in sicherem Gelände spielen und der Weg zum anschließenden Gipfelglück auf dem Jested ist nicht weit ;)
Kletterführer: "Kletterführer Nördliches Böhmen", Michael Bellmann/Manfred Thiele, Verlag Michael Bellmann Dresden, ISBN 3-937537-00-7
Karte: Papier: - nicht bekannt - GPS: Garmin, Topo Czech 3,