Rennsteiglauf 2019
Wenn man denkt es geht nicht schlimmer …
Mit der gesundheitlichen Katastrophe beim Rennsteiglauf 2016 hatte ich gedacht: schlimmer geht nicht mehr! Aber jeder wird bei diesen einleitenden Worten ahnen: doch es geht, und es ging schneller als gedacht, nämlich beim Rennsteiglauf 2019. Es war diese Serie von, bis zur Startlinie, 38 Supermarathonläufen in Folge beim Rennsteiglauf die mich einmal auf dem Marktplatz in Eisenach hat stehen lassen.
Ich nehme es ganz ehrlich vorweg: mit einem richtigen vernünftigen Training hätte die Welt am 18.05.2019 deutlich besser ausgesehen. Zwar werden solche Kanten „im Kopf“ bewältigt, aber ganz ohne Training geht es nicht, jedenfalls nicht richtig. Das war mir angesichts meiner miesen Vorbereitungen klar, es würde eine Quälerei werden.
Aber damit nicht genug, nur wenige Tage zuvor traten erhebliche Probleme mit meinem – ich nenne es mal ganz pauschal – Verdauungssystem auf. Trotz sofortiger sehr intensiver Behandlung war das Problem am Samstagmorgen nicht ausreichend geklärt, es wäre vernünftig gewesen, nicht zu starten.
Aber da die Probleme auch unter Belastung nicht „lebensgefährlich“, lediglich äußerst unangenehm waren, sollte wenigstens der Versuch, das Ziel zu erreichen, gestartet werden.
Der Weg ins Ziel war dann angesichts der häufigen Besuche thüringer Gebüsche, Schlappheit und der nahezu kompletten Unmöglichkeit, feste Nahrung zu mir zu nehmen, alles andere als angenehm. Es war einmal mehr Almuth, die diese Situation als Herausforderung verstanden hatte und sage und schreibe NEUNMAL unter Umgehung strenger Straßensperrungen und Durchfahrverbote an der Strecke stand und mich mit Flüssigkeit vollstopfte, penibel die Zufuhr von Mineralstoffen kontrollierte, immer wieder versuchte, feste Nahrung in mich zu schieben und irgendwie die richtigen Worte fand, um in Bewegung zu bleiben. Vielleicht wäre es auch ohne sie gegangen, aber ich vermute mal nur deutlich schwerer oder gar nicht.
Egal, ich kann nur danke sagen, denn nach einer noch nie so erlebten Schinderei war ich nach 11 Std. 35 min im Ziel.
Die Serie war gerettet!
Am Abend, im Stammgasthaus „Thüringer Hof“, gelang mir sogar eine kleine Gulaschsuppe zu essen und auch zwei Bier – ich hatte Bier am Tage nicht mal riechen können und mehrfach weggekippt – zu trinken.
Na bitte! Ende gut, alles gut – und der Rennsteiglauf 2020 steht schon fest auf dem Plan. Ich hoffe, dass mir dieses Jahr eine Lehre ist, was das vorherige ausreichende Training betrifft.
Aber ich denke, Almuth wird mich hartnäckig an diesen am Ende dann doch glücklichen Horrorlauf erinnern ;)
Mal etwas ganz anderes zum Thema Rennsteiglauf!
Ich bin seit mehren Jahrzenten jährlich beim Rennsteiglauf unterwegs, früher gab es auf meiner Strecke nur den Supermarathon, seit vielen Jahren ab Oberhof zudem mit dann gleicher Streckenführung den Halbmarathon. 8000 Starter drängeln sich von dort nach Schmiedefeld. Ich halte davon nichts, aber jeder soll sein persönliches Rennsteigglück haben! Doch es gibt einen bitteren Beigeschmack: während der Rennsteig 55 km sauber und gepflegt ist, auch wenn man, so wie ich in diesem Jahr, am Ende des 2000er-Läuferfeldes unterwegs ist, gleicht der Rennsteig ab Oberhof einer Müllhalde. Almuths Foto rechts spricht Bände.
Ihr Halbmarathon-Rennsteig-SPORTLER: muss das sein? Müssen da gefühlt Tonnen an Verpackungen, Taschentüchern, Flaschen und Klopapier (selbst Tampons liegen da herum!) auf der Strecke verteilt werden? Nehmt doch eure Abfälle einfach mit und entsorgt sie im Ziel, so wie wir das auch machen. Oder bleibt einfach von diesem schönen Stück Natur fern und treibt euch bei den Städteläufen herum, da fahren Kehrmaschinen hinterher!