Kein Ultralauf, aber ultrahart: Winter SkyRace Liberec / Ještěd
Diesen Beitrag beginne ich mit einem DANKESCHÖN VOLKER!!!Denn dieser „verrückte Kerl“ hat mal wieder ein Rennen ausgegraben, über das ich zunächst den Kopf geschüttelt, dann doch Interesse gefunden und schließlich einen der verrücktesten meiner Läufe erlebt habe – den „Winter SkyRace®“ in Liberec mit der Aufgabe, ca. 21,5 km mit 1350+ Höhenmeter zurückzulegen und dabei den Ještěd mit seinen 1012m Höhe einmal fast und zweimal komplett zu überqueren. Und das bei Winterbedingungen: Kälte, Glätte, Schnee!
Schon bei Erreichen des Skiareals in Liberec wurde unterstrichen, was wir – Volker, Wiese, Torschti und ich – bereits wussten: das wird kein Zuckerlecken! Es war klirrend kalt, nebelig und a….glatt, der erste Anstieg unmittelbar nach dem Start, etwa 1,5 km mit knapp 350 hm, in gerader Linie unter einem Skilift aufwärts, grinste schon durch den Wald. Um nicht schon auf den ersten Metern festzufahren hieß das, sich zunächst warm zu laufen, dann Schneeketten unter die Laufschuhe (Yaktraks) – pünktlich 10 Uhr ging es los. 268 „Verrückte“ (von denen später 263 das Ziel erreicht haben) schoben sich wie in einer Perlenkette aufgereiht bergauf.
Nach etwa 28 min hatte ich die ersten knapp 2 km (!!!!) hinter mir. Nun wurde es fast gemütlich: in herrlich verschneiter Winterlandschaft ging es durch das Jeschkengebirge und selbst schlappe 200 hm aufwärts bei km 8 waren kein Problem. Dann aber begann die zweite Hälfte und damit die wahre Härte dieses Laufes, jetzt wurde es ein SkyRace! Im Schein herrlichster Wintersonne, die den Nebel endgültig vertrieben hatte, ging es knapp 400 hm aufwärts zum Gipfel des Jested, die letzten ca. 60 hm gnadenlos steil über überfrorene Blöcke und durch Pulverschnee, viele Meter auf allen Vieren kletternd.
Das anschließende Gefühl, da oben zu sein, war herrlich, die Schnappatmung schnell verflogen, ein lieber Gruß an Kerstin, Diana und Almuth, Foto- und Begleitteam vor Ort, und es ging eine zunächst steile schnee- und blockgefüllte Rinne, mehr springend als laufend, weiter. Lockere 4 km mit wiederum ca. 400 hm talwärts – klar, nur um es dann noch härter geboten zu bekommen. Dass unsere tschechischen Nachbarn dazu neigen, einen einfach mal weglos durch den Wald zu schicken, kannte ich seit dem JUT. Deswegen war ich hier – zunächst – nicht über den waldigen Aufstieg überrascht. Als es dann aber aus den Wald auf den Skiabfahrtshang ging und ich den Gipfel des Jested über mir sah, weit über mir, habe ich etwas entsetzt auf das Streckenprofil, zur Orientierung auf die Startnummer gedruckt, geschaut: ja, es wird noch steiler, als bisher!
Hier konnte ich meinen straffen Gehrhythmus am Berg nicht mehr halten und musste mich immer wieder schnaufend auf die Stöcke stützen. Später standen 305 hm auf 1 km Länge auf meiner Uhr! Der erlösende Handschlag der Veranstalter auf dem Gipfel und ein kräftiger Schluck aus der Wodkaflasche, die dort ihre Runde machte, waren mehr als willkommen, der folgende Bergablauf, wenn auch steil und rutschig, nur noch ein phantastisches Finale. Nach 3:39 Std., deutlich hinter Volker und Torschti, nur wenige Meter vor Wiese, erreichte ich absolut zufrieden mit mir selbst nach einem der schönsten Landschaftsläufe (klar war dafür auch das Wetter verantwortlich) das Ziel.
Ein grandioses Wettkampffinale für das Laufjahr 2016!
Haarsträubende Geschichte am Rande: Ich hatte Strecke und Zeit mittels Handy/Runtastic aufgezeichnet und hatte dort eine Laufzeit von – ich lasse Pausen automatisch rausrechnen – 3:09 Std. Tatsächlich gestanden, pausiert habe ich maximal 5 min. Es gibt nur eine sinnvolle Erklärung: das Programm hat die steilsten Anstiege wegen der fehlenden horizontalen Veränderung als Pausenzeit gerechnet, anders erklären sich 10:27 min für km 17 bis 18 mit den genannten 305 hm auch nicht ;)
Hier meine Aufzeichnung des Rennens:
Distanz: Kilometer Höhe (min): Meter Höhe (max): Meter Gesamtabstieg: Meter Gesamtanstieg: Meter