thüringenULTRA 2014
Der Weg war das Ziel
Es hat nichts mehr mit Genuss zu tun:
Ich marschiere im zügigen Schritt, zumindest kommt es mir so vor, durch ein gähnend leeres Gewerbegebiet an der A4 in der Nähe von Waltershausen.
Wäre da nicht die Aussicht, dass das alles in etwa 30 bis 40 min ein Ende haben wird, würde ich mich wohl auf die Wiese schmeißen und einfach liegen bleiben.
Nach mehr als 15 Stunden Berge, Schotter, Hitze und nicht enden wollenden Wegen habe ich die Schnauze so ziemlich voll …
Begonnen hatte es um 4 Uhr dieses 05. Juli 2014. Kurz vor Begin der Morgendämmerung war der Startschuss gefallen und ca. 270 Hartgesottene machten sich in der Schwüle der Sommernacht auf den 100 km langen Weg des „thüringernULTRA“. Gemeinsam mit Volker, Wiese und Steffen war auch ich dabei, Torschti hatte verletzungsbedingt verzichtet und die Radbegleitung übernommen.
Nach den ersten gemeinsamen Kilometern durch die aufgehende Morgensonne hatte sich unsere Gruppe schon bald zerschlagen, ab km 21 war ich als Letzter von uns allein unterwegs.
Das war kein Problem, eine vorangegangene Krankheit und etwas Verletzungspech hatten mich vorsichtig sein lassen: zwischen 14 und 15 Stunden im Ziel, das wäre in Ordnung.
Immerhin haben es diese 100 km auch in sich: es geht von Fröttstädt – von hier waren wir mit Volker bereits zum Jägersteinultra gestartet – über den Kamm des Thüringer Waldes auf die Südseite des Gebirges, natürlich nur, um später in die andere Richtung zu wechseln und nach Fröttstädt zurück zu kehren. Das macht dann auf der Gesamtstrecke etwa 2200 Höhenmeter als Zuschlag auf die Distanz aus.
Es lief überraschend gut: zwar machte sich die Belastung zunehmend bemerkbar, aber gefühlt locker war km 81 in Friedrichroda erreicht.
Nur noch 19 km, was ist das schon!?
Die Antwort ist einfach: das sind genau 19 km, die an die 81 noch ran müssen. Und genau das war das Problem. Plötzlich ging so gut wie nichts mehr. An Rennen war kaum noch zu denken, der zügige Wanderschritt wurde zunehmend langsamer.
Als wenig später an der Versorgung bei km 86 optimistisch verkündet wurde, dass es ja nun nur noch 14 km seien, hätte ich heulen können. Verdammte Kiste!
Mit ein paar kleinen Psychotricks blieb ich in Bewegung, passierte die 92, die 95, dann die 98 km – alles Verpflegungsstellen, die mir elendig weit voneinander entfernt vorkamen, hatte endlich das besch… Gewerbegebiet hinter mir … und dann ging es irgendwie rasend schnell.
Nach 15 Std. 45 min war ich im Ziel, die mehr oder weniger deutlich vor mir liegenden Teammitglieder begrüßten mich auf der Zielgerade. (Zu den Ergebnissen)
Ein wahnsinniges Rennen liegt hinter uns, zwar verdammt anstrengend und schwer, aber gefüllt mit landschaftlichen Reizen, von denen man nicht genug bekommen kann.
Und jetzt, wo das Ziel, der Weg, erreicht ist und sich der erste Staub auf das Erlebte legt – nun, aus der Sicht war es dann doch ein Genuss ;)
Bilder dieses Bekitrages stammen auch von Torsten Riemer
Hinweis: Die Aufzeichnung ist via Runtastic erfolgt und weist eine Abweichung von ca. 2 km auf. Unter www.gpsies.com finden sich weitere Aufzeichnungen der gesamten Runde oder aber der Teilstrecken allein vom Ausrichter und anderen Tteilnehmern.
Distanz: Kilometer Höhe (min): Meter Höhe (max): Meter