Roßstein, 1680 m, (Mangfallgebirge)
Westpfeiler IV
Unsere erste Klettererfahrung am Roßstein hatten wir an diesem 18.09.2007 bereits an der Zwerglrutschbahn gesammelt. Da wir auch die Roßsteinnadel schon "in der Tasche" hatten, sollte eigentlich an diesem Tag nichts mehr stattfinden.
Allerdings hatten wir Tags zuvor in der Tegernseer Hütte ein handgezeichnetes Topo zur Tour "Westpfeiler" gefunden. Da uns die Schwierigkeiten moderat erschienen und das Topo recht übersichtlich war, war es schnell abskizziert und eingepackt.
Naja, und wie nicht anders zu erwarten, standen wir dann nach dem Kaffeepäuschen auf der Sonnenbergalm doch am Einstieg.
Und schon bald fanden wir uns in einer sehr schönen Klettertour wieder, die zwar im oberen Bereich immer mehr durch Latschen führt, bis auf wenige Meter aber immer dem hervorragend festen und gut griffigen Fels folgt und gut in die Gattung der Genussklettereien einzuordnen ist.
Zustieg / Ausgangsort: Wie unter Tegernseer Hütte beschrieben ab PP Bayerwald (ca. 1 Std. 45 min) oder aber von der Hütte kommend den Klettersteig absteigen. Der Westpfeiler ist nicht zu verkennen. Er befindet sich unmittelbar zwischen Klettersteig und Sonnenwand.
Literatur: Tourendisk "Bayrische Voralpen / Nordtirol", Bergverlag Rother,
Karte: Alpenvereinskarte Nr. 7/1 Tegernsee - Schliersee, Maßstab 1:25.000;
Unser Team am 18.09.2007: Thomas Kobbe, Aldo Bergmann (im Führungswechsel)
Die Route:
Einstieg
Genau dort, wo der Pfeiler zwischen Klettersteig und Sonnenwand am tiefsten reicht. Durch die blinkenden Sicherungshaken der ersten Seillänge nicht zu verfehlen.
1. Seillänge
Den Westpfeiler an 5 Haken vorbei gerade aufwärts bis auf den lauf mit Latschen bewachsenen Pfeilerkopf. Ca, 30 m, IV, - sehr schön -
2. Seillänge
Vom Standplatz auf dem Pfeilerabsatz von rechts einsteigend im Fels gerade aufwärts, ca. 30 m, III+, 3 Haken,
3. Seillänge
Nun auf einer deutlich ausgeprägten Rippe (Haken) sehr schön aufwärts, am Ende durch Latschen zum Standplatz am nächsten Felsaufbau. ca. 15 m, III+,
4. Seillänge
Da gerade hoch Latschen den Weg versperren, ca. 10m nach links queren und an einer senkrechten Platte vorbei (Haken) auf ausgetretenen Pfad und den zum Westgrat aufwärts folgen, ca. 30m, III+,
Abstieg
Über den Westgrat in ca. 2 min auf den Gipfel und unschwer in weiteren ca. 10 min zur Tegernseer Hütte absteigen.
Anforderung, Dauer: Kletterlänge ca. 105 m, IV (erste Seillänge), sonst III bis III+, 90 min;
Und nun wie üblich ein paar Bildeindrücke zu dieser Klettertour. Bild 1 soll einen Überblick über die Wand verschaffen: links bis zur Bildmitte ist deutlich die Sonnenwand zu erkennen, genau vom unteren rechten Bildrand schräg links aufwärts zum Gipfel verläuft die Route. Auf Bild 2 wird sie vergrößert und mit grobem Tourenverlauf dargestellt.
Bild 3 zeigt den Einstieg in die erste Seillänge. Man steigt problemlos über schrofiges Gelände, bis sich die Wand nahezu senkrecht aufstellt. Dort lässt sich dann ebenso problemlos der erste Haken klinken. Diese erste Seillänge ist kleingriffig, aber sehr gut und sicher zu klettern. Auf dem Pfeilerkopf befindet sich ein großzügiger guter Standplatz. (Bild 4) Viele seilen wohl von hier wieder ab, weil der Rest durch zu viele Latschen ginge und unschön wäre. Das ist Quatsch. Freilich wird die Klasse der ersten Seillänge nicht mehr erreicht, trotzdem bleibt die Route schön und folgt bis auf wenige Meter dem gutgriffigen Fels. Das machen Bilder 5 bis 7 deutlich, auf Bildern 5 und 6 nähert sich Thomas dem zweiten Standplatz, auf Bild 7 quere ich zur senkrechten Platte der letzten Seillänge (im Hintergrund wieder die Sonnenwand)
Hat man erst einmal den Westgrat erreicht, ist auch schon wieder alles vorbei.
Und so nimmt Thomas auf Bild 8 das Seil auf und wenige Minuten später standen wir am Gipfelkreuz. Von hier hat man dann denn wohl bekanntesten Blick auf die Tegernseer Hütte, die man über den Ostgrat absteigend in wenigen Minuten bequem erreicht. (Bilder 10 bis 12)
Unklar bleibt, warum die Tour "Westpfeiler" heißt, denn eigentlich geht sie durch die Südflanke. Lediglich der Einstieg in den Pfeiler und die ersten Meter werden südwestlich gemeistert.
Fazit: Eine sehr schöne Route, die auch Anfänger im vierten Grad wegen der sehr guten Sicherung der ersten und schwersten Seillänge vorsteigen können. In der Kombination mit Roßsteinnadel und Sonnenwand bildet sie den krönenden Abschluss eines erfüllten Klettertages und endet, wenn man es so will, direkt am Nachtlager. Muss man haben, wenn man hier kletternd unterwegs ist.