Tour 7/2012
Déjà-vu auf böhmisch
Mit dem FDGB Steffen on tour
16./17.11.2012
Es ist wie ein Déjà-vu: der gleiche Raum, das gleiche Bier, die gleiche Knobisuppe - nicht zu vergessen die zahlreichen gleichen Hunde. Da sitze ich nur eine Woche später also wieder im Autokemp Pod Cisarem im böhmischen Ostrov, und trotzdem ist es anders. Endlich bin ich mal wieder mit persönlichen Freund des gedoppelten Bulin, Steffen, unterwegs.
Nachdem er in der Vorwoche in letzter Sekunde die große Jahresabschlussfahrt der FDGB absagen musste und am Freitag unser Abiturklassenstammtisch ausgefallen und deswegen ein plötzliches Zeitfenster offen war, war nun Raum für eine gemeinsame Kletterfahrt. Und warum nicht hierher, weder die Preise in diesem böhmischen Örtchen noch die Vielfalt der dortigen Klettergipfel sind gegenwärtig zu toppen. Auch die Anreisezeit von max. zwei Stunden ab Cottbus ist voll in Ordnung.
Einziges Problem: das Wetter! Es war saukalt, extrem windig und nur selten etwas sonnig. Wenigsten der Fels war überwiegend trocken.
Da weder Steffen noch ich gegenwärtig so in Form sind, dass wir großartige Vorstiege wagen könnten, hatten wir uns für das nordwestlichste Klettergebiet unmittelbar an der deutschen Grenze entschieden. Mit „unbedeutend“ im Kletterführer charakterisiert und 15 Gipfeln, die alle einen leichten Weg hatten, war das genau das richtige für uns. Dachten wir.
Denn was ist angesichts des Himmelreiches, in dem wir in der Woche zuvor unterwegs waren „unbedeutend“? Das konnten also auch richtige Schrummen sein …
Und genau so war es. Schon bei Annäherung an das Zielgebiet wurde uns das Ausmaß klar: es sah aus, als stünden da Raketen im Wald. (Siehe Foto oben links) Auch die Hoffnung, dass die versprochenen leichten Wege auf der Schartenseite liegen würden, hatte sich angesichts der Schartenhöhe in den meisten Fällen schnell zerschlagen.
Überraschend schnell hatten wir die Orientierung, wo genau wir sein könnten, gefunden, waren schnell auf dem ersten und offensichtlich einem der leichtesten Gipfel – aber denkste, nix mit Auflösung der Frage „Wo bin ich“. Wie in Deutschland sehr oft war auch hier das Gipfelbuch geklaut. Trotzdem war der Blick auf das Klettergebiet, nun von oben, hilfreich und schon wenige Minuten später hatte Steffen zu seiner alten Form gefunden und stieg mit den Alten Wegen, jeweils II*, an der Westnadel und am Westturm zwei genussvolle Wege vor.
Zum Tagesabschluss hatten wir schließlich auf acht Gipfel gesessen, über manchen hohen Turm aber auch so manchen drolligen Steinhaufen, der in good old germany eine Quacke wäre, gestaunt und gelacht.
Ein feiner Klettertag, nun wohl auch der erfolgreichste des Jahres, der bei echtem böhmischem Essen in der sehr zu empfehlenden Gaststätte Stara Pekarna sogar noch einen genüsslichen Ausklang gefunden hat.
Alter Kämpfer: danke, dass du mir etwas von meinem Gefühl für den Fels zurückgeben konntest – und lass uns den Plan, hin und wieder solch eine „Eine-Nacht-ein-Tag-Kletterreise“ zu unternehmen, nicht aus den Augen verlieren!
Gipfel dieser Tour:
Frantaturm - Normalweg I, Westnadel - Alter Weg II*, Westturm - Alter Weg II*, Wall - Alter Weg I, Vorposten - Alter Weg I, Blockturm - Alter Weg I, Honzaturm - Abseilwand III, Murlem - Alter Weg I