Nicht etwas Ersatz für große Pläne, sondern selbst ein großes Erlebnis
Im Zittauer Gebirge auf Kletterfahrt
26 bis 27. Mai 2006
Endlich war es soweit, das Himmelfahrtswochenende war heran und damit der Termin für die erste Alpentour 2006. Die Eisklettertour war ja wegen chaotischer Schneeverhältnisse schon gescheitert - aber jetzt!
Doch das Jahr hat, wie aufmerksame Leser dieser Kletterreporte wissen, einen besonders bösen roten Faden: das Wetter! Und wie es bisher immer gekommen war, kam es auch dieses Mal! 24 Stunden vor der Abfahrt musste die Besteigung der Weißseespitze Nordwand, einer beeindruckenden Eis- und Firnflanke im Kaunertal, wegen widriger Witterungsbedingungen abgesagt werden. 2005 mussten wir am Fuße der Wand umdrehen, diesmal sind wir erst gar nicht angereist. Und so standen Thomas Herrmann und mir zugegebenermaßen fast die Tränen in den Augen ...
Irgendwie sollten die Tage aber gerettet werden, denn insbesondere Thomas kann sich nicht jederzeit problemlos von seinem Job lösen und hatte diese Tage nun mal frei. Doch auch für Sachsen sah die Wetterprognose düster aus!
Nun gut, so unser Entschluss, dann fahren wir trotzdem zwei Tage und wandern halt durch den Regen! Draußen sein, Natur genießen, quatschen, Spaß haben ... das ist doch schon was. Und warum nicht mal wieder ins Zittauer Gebirge!
Als wir am Freitag, dem 26. Mai 2006, in diesem herrlichen Stück Landschaft ankamen, trauten wir unseren Augen nicht. Es war entgegen aller Prophezeiungen trocken, die Sonne schien, es war warm.
Also nix wie Kletterzeug raus und ab auf die Felsen. Es folgte trotz unser spätern Ankunft am Mittag ein Klettertag, wie wir ihn uns hätten besser nicht erträumen können.
Es ging in die Rosensteine bei Oybin und mit Vorsicht nahmen wir den dortigen etwas sehr gewöhnungsbedürftigen glatten und rundgeschliffenen weichen Sandstein unter die Lupe. Aber schon bald hatten wir uns an das Gestein gewähnt, konnten die unteren Schwierigkeitsgrade verlassen und kletterten herausragende Wege wie die "Grüne Kante" (VIIa) am Unteren Bienehaisstein, den "Wanderweg" (V) am Emporturm oder aber die "Gelbe Kante (V) an der Oybiner Lokomotive. Die Klettereien waren überraschend schön und gut machbar, insbesondere der "Wanderweg" ist ein erstklassiger Klettergenuss mit zwei Ringen und zahlreichen Sanduhren auf ca. 20 Klettermeter, den jeder mal versuchen sollte.
Die schwerste Kletterei aber war eine ganz andere, nämlich der "Alte Weg" (III) am Oberen Bienenhaidstein. Leute, wenn ihr da mal seid: Finger weg! Der überhängende Kamineinstieg geht ja noch halbwegs. Aber was im Kletterführer mit "Übertritt und Wand zum Gipfel" beschrieben ist, ist tatsächlich ein Sprung in eine senkrechte Wand, der in Sachsen mindestens mit 2 weg geht und eine anschließende Wandkletterei, zu der beide anderen fünfer Wege ein Kinderspiel waren!!!
Sechs Gipfel, neun Wege - was wollten wir mehr, das hatten wir uns nicht erträumt. Kein Wunder, das am Abend im Quartier ein Jubelfest folgte - allerdings haben wir nicht auf jeden Weg einen Siegesschnaps geschafft ;)
Der Samstag hielt dann, was für beide Tage "versprochen" war - Dauerregen! Er wurde damit ein Wandertag im Johnsdorfer Bereich. Aber längst war der Schlechtwetterfrust der Genugtuung, doch handfeste Bergerlebnisse erfahren zu haben, gewichen.
Nun, und was die Alpen betrifft: auch im Vorjahr hatten wir um diese Zeit noch keine große Tour in der Tasche, und das Jahr ist ja noch verdammt lang. Die nächsten hoffentlich besseren Wettertage kommen bestimmt. Hm, obwohl ich das 2006 schon ziemlich oft geschrieben habe ...