Rennsteiglauf 2024
Das Wunder von der Schmücke
"Jetzt hast du mich auf den Geschmack gebracht!“ meint Ralph, verabschiedet sich und rennt los. Ich muss lachen, netter Typ, wir hatten uns gerade erst auf der Schmücke kennengelernt, die sechs Kilometer bis hierher haben wir uns gut über uns und unseren Sport unterhalten.
Nun, am Skihang mit Blick auf Schmiedefeld und damit auf das Ziel, knapp drei Kilometer sind es noch, hatte ich gemeint: „Wenn wir jetzt so rennen würden, wie früher, stünde eine zehn vorn!“ Naja, und weg war er!
Wie seit vielen Jahren bin ich auch 2024 beim Supermarathon des GutsMuths-Rennsteiglaufes unterwegs, besser vorbereitet, nicht auf eine bessere Zeit, sondern auf gutes angenehmes „Durchkommen“ aus, der Tag sollte Spaß machen!
Und das hat er: die ersten 25 km bis zum Großen Inselsberg waren neblig und feucht, wenn auf dem Kamm der Wind pfiff, war es fast kalt.
Dann aber war das Wetter wie ausgewechselt, Sonne, Wärme, hohe Luftfeuchtigkeit. Das hat so manchem das „Genick gebrochen“, zahlreiche Starter scheiden nach 55 km am Grenzadler aus, auch einen der Könige des Laufes, Nr. 1 der Mehrfachfinisher-Liste, Roland Winkler, erwischt es bei seinem 49. Lauf das erste Mal.
Ich aber komme sehr gut zurecht, wechsle dank Almuth nach 41 km auf dünnere Kleidung, verlasse den Grenzadler mit klarem Blick auf eine Zeit unter elf Stunden.
Auf dem Weg zum Großen Beerberg treffe ich Jana Bieler. Sie war vor einigen Jahren bei unserem Ludwig-Leichhardt-Trail-Ultralauf und hatte ein sehr sehr schönes Video darüber gedreht (das findest du hier), auch heute „dreht“ sie.
Sie versinkt fast vor Hochachtung, als sie hört, dass das mein 43. Supermarathon ist, mir fehlen die Worte, als ich höre, dass sie schon mehr als 400 Marathons gelaufen ist.
Danke Jana, für das tolle Video vom Rennsteiglauf – auch, dass ich darin Platz gefunden habe!
Aus dem vor der Schmücke bei km 65 gefassten Plan, gemeinsam ins Ziel zu laufen, wurde allerdings nichts – denn dort geschah ein Wunder. Nein, wartete ein Wunder!
Ich hatte mir schon Getränke und etwas zu Essen genommen, wollte gerade weiter, da steht Almuth vor mir – mit einem frischen Hefeweizen! Herrlich, unbeschreiblich! Ich muss mich setzen, muss genießen, jetzt ist es mir völlig egal, ob die Zielzeit unter oder über 11 Stunden liegen wird.
Ralph gehört zu denen, die stehenbleiben, Hefeweizen, Bier und so eine nette Frau loben – ich habe trotzdem nicht geteilt – und er war es auch, mit dem ich schließlich unterwegs war.
Nun aber ist er weg, er will die Elf knacken!
Nur wenige Meter weiter, ich blicke auf die Uhr, denke ich: warte mal, 10:39 Std., 71 km, 3 km sind es nur noch, 21 min Zeit …
Ich mache den Ralph, laufe zügig los – und es werden die schnellsten drei Kilometer des ganzen Tages – 10:58:14 Stunden stehen auf der Uhr, Herz was willst Du mehr!
Herrlich, so ein Hefeweizen, herrlich dieser Lauf, herrlich dieser Tag!