Taubenstein, 1692 m, (Mangfallgebirge)
Südostflanke III
Der Taubenstein über dem Spitzingsee ist eigentlich ein idealer Gipfel selbst für den faulen Wanderer. Denn in wenigen Minuten hat man mit der Taubensteinbahn die Bergstation erreicht und nur ca. 10 min später steht man unschwer auf dem Gipfel und kann eine herrliche Aussicht genießen.
Wie man auf dem Foto der Westflanke links sehr gut erkennen kann, finden aber auch Kletterer hier ausreichend Spielraum.
Wir hatten uns bei unserem Alpenkurzbesuch im September 2007 für den Südgrat als Eingehtour entschieden. Den mussten wir dann allerdings zunächst wegen starken Schneefall ausfallen lassen. (Siehe Tour Ruchenköpfe Südwand Göttner) Auf dem Rückweg dann sollte uns diese Tour aber schließlich doch gelingen - dachten wir! Denn irgendwie hatte das, was wir geklettert sind, mit der Kante nichts zu tun! Erst bei einem weiteren Besuch 2009 wurde das Vermutete endgültig klar: wir waren falsch eingestiegen und nicht an der Kante sondern in der Südostflanke unterwegs.
Tal- und Ausgangsort: Spitzingsee, Bergstation der Taubensteinbahn;
Zustieg: Von der Bergstation auf markiertem Weg in Richtung Rotwandhaus bis "hinter" den Taubenstein und dort rechts über eine Wiese nach rechts abwärts bis an einen Zaun. Einfach drüber und dann wenige Meter tiefer nach rechts durch das Dickicht hinter einem ersten Felsausläufer zu einem Wandaufbau durcharbeiten.
Anforderungen: Wandhöhe 50m, Kletterlänge 70m, 2 Seillängen, III und deutlich leichter, Kletterzeit bei uns zu dritt 45 min; alle Standplätze und Zwischensicherungen sind selbst einzurichten;
Literatur: Tourendisk "Bayrische Voralpen / Nordtirol", Bergverlag Rother,
Karte: Alpenvereinskarte Nr. 7/1 Tegernsee - Schliersee, Maßstab 1:25.000;
Unser Team am 30.09.2007: Aldo Bergmann, Torsten Riemer, Volker Roßberg
Nach unserer herrlichen Klettertour durch die Südwand der Ruchenköpfe sollte der Südgrat am Taubenstein, die eigentliche Eingehtour, nun die Abschlusstour werden, der so genannte lockere Ausklang. Ausgerüstet mit Tourenbeschreibung und Topo aus oben genannter Quelle sollte das bei einer dritten Schwierigkeit auch kein Problem sein.
Schon bald hatten wir vom Rotwandhaus kommend den Taubenstein erreicht (Foto 1) und nur wenig später waren wir an ihm vorbei!!! So ist das, wenn man nicht auf die Karte guckt, denn anstatt vor dem Gipfel wie oben beschrieben abzusteigen, umrundeten wir ihn, um auf der anderen Seite wieder aufzusteigen. (Bild 2 - Abstieg an der Westflanke)
Irgendwann war uns der Irrsinn dieser schweißtreibenden Aktion klar, aber nicht mehr zu ändern. Nun begann der zweite Irrwitz, die Suche der Tour. Auf Bild 3 stehen Volker und Torsten vermutlich genau am Südgrat, diese Stelle kam uns aber nicht "geheuer" vor. Da es etwas weiter rechts davon recht ordentlich aussah, stiegen wir kurzerhand dort ein. Von einem "Grat" war da allerdings nicht die geringste Spur.
(Nachtrag 2008: wer so einsteigt und zum Grat will, muss so lange queren, bis er quasi vor dem Abbruch der Westflanke steht!)
Es ging eine gut griffige allerdings auch ordentlich bewachsene teilweise leicht liegende Wand hinauf. Auf Bild 4 durchsteigt Torsten die "hinterhältigste" Wandstelle, hier waren mehrere Quadratmeter Erdreich gerade erst abgerutscht - und genau so rutschig war die Kletterei. Nur gut, dass es hier Sanduhren im Übermaß gibt.
Doch schon zuvor hatte es für alle Beteiligten eine Verblüffung gegeben: anstatt der angekündigten 40m für die erste Seillänge war unser 60-m-Seil plötzlich fast aus. Wieso das?
Ganz einfach: wir waren anstatt des Grates durch die Ostflanke gestiegen und hatten erst nasch fast 60 m oberhalb des Gratturmes den Südgrat erreicht. (Bild 5: erster Standplatz)
Damit hatten wir zwar die Hauptschwierigkeit des Südgrats, nämlich den Turm, umgangen, uns aber wohl ein etwas kniffligeres Problem durch den rutschigen Wandteil zugemutet gehabt.
Vorteil des Ganzen: es waren nur noch ca. 20 m zum Gipfelkreuz, das unschwer aber mit spektakulärer
Kulisse erreicht wird (Bild 6: Volker auf dem Schlussgrat, Bild 7: der Gipfel ist erreicht).
Der Abstieg selbst ist dann einfach, man folgt einfach einem der deutlich ausgetretenen Wanderpfade. (Bild 8).
Und Bild 9, aufgenommen im Anmarsch vom Rotwandhaus, macht die Tour zumindest ansatzweise noch mal deutlich: rot - so sind wir gestiegen, gelb, die eigentliche Führe, blau, der Abstieg.
Fazit: Eine nette Kletterei, bei der es wohl egal ist, wo man klettert, einfach nur hinauf. Der Grat selbst aber ist viel schöner und deswegen vorzuziehen.
Nun, und wem die beiden Kletterein trotzdem zu kurz sein sollten: mach es wie wir 2007, umrundet den Taubenstein erst einmal, denn das verbraucht Zeit und gibt Muckis ;)